„Von den Frauen wünsche ich mir mehr Mut ihre Top-Leistungen einzubringen“

Silke Kraushaar-Pielach- die LSB-Vizepräsidentin, OSP-Laufbahnberaterin, Olympiasiegerin und Mama spricht zum Internationalen Frauentag über Top-Leistungen von Frauen, Quote und ihrem Wunsch, dass sich noch mehr Frauen trauen Aufgaben in Vorständen zu übernehmen.

Frau Kraushaar-Pielach, welche Rolle spielt für Sie der Frauentag?

Der 8. März ist eine schöne Gelegenheit, um den vielen engagierten Frauen in Deutschland zu danken und sie wertzuschätzen. Ich weiß selbst wie anstrengend und stressig es als berufstätige Mama sein kann. Dennoch sollten wir über den 8. März hinaus die Gleichberechtigung von Frauen voranbringen. Wertschätzung füreinander sollte nicht an einen Kalendertag gebunden sein. 

Haben Sie einen aktuellen Vorschlag, wie Frauen im Sport und in der Verbandspolitik besser Fuß fassen können?

Der Sport hat in der Beteiligung von Frauen in Vorständen und Präsidien noch Potenzial nach oben. Unser Ziel ist es, dass ein Drittel in der Verbandspolitik weiblich ist. Da liegen wir aktuell im Thüringer Sport noch ein wenig darunter. Dennoch gibt es bereits viel Positives. Beim Landessportbund Thüringen gibt es eine gute Verteilung, wie der neue zweiköpfige Vorstand, bestehend aus einem Hauptgeschäftsführer und einer Geschäftsführerin, zeigt. Auch die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sind zur Hälfte weiblich. In den Kreis- und Stadtsportbünden gibt es zunehmend mehr weibliche Vereinsberater. Und auch im Ehrenamt ist das Fuß fassen durch Frauen möglich, wie meine Präsidiumskollegin Kati Nimz aus Sonneberg und ich als LSB-Vizepräsidentinnen zeigen. Allerdings wissen wir auch, dass dies insbesondere bei den Sportfachverbänden schwieriger ist. Ich würde mir wünschen, dass Männer in Funktionen bei der Nachfolgesuche mehr auf Frauen in ihrem Umfeld achten. Von den Frauen wünsche ich mir mehr Mut, sich den Aufgaben in Vereinsvorständen zu stellen.  

Mädchen und Frauen liefern im Sport Top-Leistungen ab. Aber oft werden diese Leistungen geringer geachtet als jene von Jungen und Männern. Wieso?


Ich kann diese These nicht unbedingt bestätigen. Bei meinem Olympiasieg 1998 in Nagano wurde kein Unterschied in der Betrachtung zwischen Männern und Frauen gemacht. Und auch heute ist ein Felix Loch im Rennrodeln genauso bekannt wie Dajana Eitberger, Tatjana Hüfner und Natalie Geisenberger. Auch im Biathlon kann man keinen Unterschied zwischen den Frauen und Männern machen. Natürlich gibt es medial bedingt Sportarten wie Fußball, wo Männer eine viel stärkere Präsenz erhalten als Frauen. Man darf auch nicht vergessen, dass viele Sportarten für Frauen viel später entstanden sind und diese historisch bedingt noch nicht so sehr im Fokus sind wie bei den Männern. Aber hier entwickeln sich ebenfalls tolle Trends beispielsweise beim Skispringen, wo die Frauen große Erfolge feiern und immer bekannter werden. Zudem werden immer mehr neue Disziplinen auch für Frauen entwickelt. Im Rennrodeln soll es beispielsweise bald den Doppelsitzer auch für Frauen geben. Wir sind da auf einem guten Weg.

Was halten Sie von einer Frauenquote?

Der Landessportbund Thüringen hat sich selbst Quoten für die Besetzung vom Präsidium und verschieden Beiräten und Gremien gegeben. Das ist ein guter Anfang, der es uns ermöglicht, immer wieder in unseren Mitgliedsorganisationen für das Thema zu werben. Dennoch weiß ich, dass auch im Sport das Thema Quote ein umstrittenes ist. Diese verschiedenen Meinungen sollten wir zum Anlass nehmen, um immer wieder neu zu dem Thema ins Gespräch zu kommen.

Ihr letztes Rennen im Eiskanal beendete die Ausnahme-Sportlerin als WM-Dritte in Oberhof. Foto: Gerhard König

Silke Kraushaar-Pielach engagiert sich heute ehrenamtlich im LSB-Präsidium. Foto: Karina Heßland

Gemeinsam mit ihrem Mann beim Ball des Thüringer Sports 2018. Foto: LSB


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