Mitgliederrückgang in Sportdeutschland vorerst gestoppt – Gesamtzahl der Vereine sinkt auf 86.895

Der organisierte Sport unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bleibt mit rund 27 Millionen Mitgliedschaften die größte Bürgerbewegung des Landes. Das geht aus der aktuellen Bestandserhebung hervor, die vollständig hier einzusehen ist. 

Zentrales Ergebnis der Erhebung ist, dass der durch die Corona-Pandemie verursachte Rückgang im Jahr 2021 vorerst gestoppt werden konnte. So verzeichneten die Sportvereine einen leichten Mitgliederzuwachs von 0,17% (+46.672 Mitgliedschaften). Damit wird deutlich, dass viele Vereine das Jahr 2021 besser überstanden haben als noch das erste Corona-Jahr. Die Verluste lagen 2020 insgesamt bei -792.119 Mitgliedschaften (-2,85%). Der finale Bestand zum Stichtag 1. Januar 2022 liegt nun bei 27.059.091 Mitgliedschaften. 

Trotz der leicht positiven Entwicklung bleibt das Niveau der Mitgliederzahlen jedoch deutlich unter dem der „Vor-Corona-Jahre“. Auffällig ist zudem der Trend, dass die Anzahl der eingetragenen Sportvereine weiter sinkt. Seit 2014 gehen die Meldezahlen jährlich zurück und haben nun mit 86.895 Vereinen ihren neuerlichen Tiefstand erreicht. Damit gibt es schon länger mehr Vereinsschließungen bzw. Fusionen als Neugründungen. Es ist davon auszugehen, dass kleinere, rein ehrenamtlich geführte Vereine hiervon stärker betroffen sind als Großsportvereine, die über hauptamtliches Personal verfügen. 

Differenzierte Mitgliederentwicklung in den Landessportbünden - Thüringen bestätigt Trend 

Die Mitgliederentwicklung bei den Landessportbünden und -verbänden (LSB/LSV) für das Jahr 2021 stellt sich differenziert dar. Länderübergreifend konnte auch hier ein knapper Zuwachs von 0,16% verzeichnet werden – gegenüber einem durchschnittlichen Verlust von -3,53% aus dem Jahr 2020. Positiv ist hervorzuheben, dass die Zuwächse vor allem in den jüngsten Altersbereichen erzielt wurden. So lag der Zuwachs bei Kindern bis 6 Jahre bei +5,36%. Damit konnten zum Teil die fehlenden Neueintritte in diesen Altersbereichen aus dem Vorjahr ausgeglichen werden. 

Die Thüringer Bestandserhebung für das Jahr 2022 zeigte einen Verlust von 2.217 Mitgliedschaften auf, damit war der Mitgliederverlust im zweiten Pandemie-Jahr ebenfalls nicht mehr ganz so stark. So vereinen aktuell 3.283 Sportvereine im Landessportbund Thüringen insgesamt 347.913 Mitglieder. Der Bevölkerungsanteil liegt wie im Vorjahr unverändert bei 16,5 Prozent. Die Zahlen stammen aus dem Winter 2021, die Bestandserhebung für das Jahr 2023 wird bereits vorbereitet.

Tennis, Hockey und Golf profitieren 

Auch die Entwicklung der Mitgliederzahlen bei den Spitzenverbänden (Sportarten) fällt sehr unterschiedlich aus und muss differenziert bewertet werden. Zuwächse trotz zweijähriger Pandemie verzeichnen u.a. die Olympischen Sportarten Tennis, Hockey und Golf. Deutliche Verluste in beiden Jahren mussten dagegen u.a. Tanzen, Taekwondo und Eisschnelllauf verkraften. Fußball, Rugby und Basketball gehören zu der Gruppe der Olympischen Sportarten, die ihre Verluste aus dem ersten Pandemiejahr im zweiten Jahr egalisieren konnte. 

Bei den Nichtolympischen Spitzenverbänden ist festzustellen, dass der Mitgliederzuwachs von insgesamt +5,06% für das Jahr 2021 maßgeblich auf die Neuzuordnung der Sportarten Karate sowie Baseball und Softball zurückzuführen ist. In der näheren Betrachtung führte die Pandemie auch im zweiten Jahr zum Teil zu gravierenden Verlusten in einzelnen Verbänden. Dazu gehören auszugsweise Motorsport, Behindertensport, Sportakrobatik, Skibob und Ju-Jutsu. 

ReStart vs. Energiekrise 

Wenngleich also der Mitgliederrückgang im organisierten Sport insgesamt zunächst gestoppt werden konnte, müssen noch viele Anstrengungen unternommen werden, um das Niveau von vor der Pandemie wieder zu erreichen und den Sport zu stärken. 

Deshalb gilt es nun mehr denn je, Menschen nachhaltig für den Sport zu begeistern und damit verbunden in Bewegung zu bringen und langfristig zu halten. Zahlreiche Menschen leiden zunehmend unter Bewegungsmangel im Alltag und den physischen und psychischen Folgen. Jedes sechste Kind hat im Verlauf der Pandemie an Gewicht zugenommen, 6% leiden an Adipositas und 31% der Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren haben psychische Auffälligkeiten. Ein Drittel der älteren Menschen sowie über 80% der Kinder und Jugendlichen erreichen nicht die WHO-Empfehlungen zum Mindestmaß an Bewegung. 

Mit dem durch 25 Millionen Euro geförderten „ReStart – Sport bewegt Deutschland“-Programm haben es sich der organisierte Sport und die Politik deshalb zur Aufgabe gemacht, Sportvereine zu stärken und die Gesellschaft wieder in Bewegung zu bringen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die entstandenen Verluste weiter aufzuholen. Demgegenüber steht erschwerend, dass mit der derzeitigen Energiekrise nach zwei Jahren Pandemie bereits die nächste, große Herausforderung für die Verbände und Vereine ansteht. Die jüngsten Zeichen aus der Politik machen Hoffnung, dass der Sport auch in dieser Krise nicht allein gelassen wird, sondern auf Unterstützung bauen kann. 

Quelle: dosb

Foto: Johanna Seidenbecher


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