„Du musst als Sportler mehr machen, als weit Speer zu werfen“ - Olympiasieger und LSB-Vizepräsident Thomas Röhler als WM-Fotograf

Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler verfolgte als Hobby-Fotograf das Sprintrennen der Frauen in der ARENA am Rennsteig. Im Interview spricht er über die Parallelen zwischen Biathlon und Sperrwurf, seine eigenen sportlichen Ziele, was ihn am Fotografieren reizt und was die „Marke Thomas Röhler“ ausmacht.

Herr Röhler, Sie besuchen die BMW IBU Weltmeisterschaften Biathlon 2023 in Oberhof. Welche Verbindung haben Sie zum Biathlon-Sport?

Als junger Mensch und noch nicht so aktiver Sportler, wie ich es jetzt bin, war ich richtiger Fan. Das war die Zeit von Sven Fischer und Peter Sendel. Ich habe die Rennen geschaut und war in Oberhof dabei. Außerdem habe ich hier Skilaufen gelernt, gleich nebenan am Loipeneinstieg. Und natürlich ist Thüringen nicht riesig. Sobald die Sportfamilie hier zu Gast ist, bin auch ich gerne hautnah dabei.

Welche Parallelen zwischen Speerwurf und Biathlon haben Sie entdeckt?

Die Präzision. Ich muss den Sperr so treffen, dass er ordentlich fliegt und effizient in der Luft liegt. Und beim Biathlon muss die Kugel auch präzise ins Ziel geführt werden. Der Sperr war lange eine Waffe, jetzt nur noch Sportgerät. Ansonsten ist Biathlon eine Ausdauersportart und ich bin Schnellkraftsportler.

Wie oft stehen Sie selbst auf dem Ski?

Ich fahre total gern Ski, aber ich mache es nicht oft. Je mehr wir uns ausdauernd bewegen, desto langsamer werden wir. Das ist die Biologie des Menschen. Nach meiner Karriere wird es dann wieder häufiger der Fall sein.

Haben Sie Erfahrungen am Schießstand gesammelt?

Ja, in Antholz, mit Lukas Hofer. Wir haben eine kleine Spaß-Staffel ins Leben gerufen und uns mit Pedalos dem Schießstand genähert. Mit Auflage, einem Holzblock unter dem Gewehr, ging es schon echt gut. Als der weg war, habe ich noch zwei im Liegend getroffen. Stehend war noch schwerer. Aber Fakt ist: Es macht süchtig. Ich hätte die Packung gerne weggeballert zum Üben. Man will immer mehr, man will treffen.

Sie haben schon viele Sportgroßereignisse erlebt und können sich sicher gut in Athleten wie Denise Herrmann-Wick oder Vanessa Voigt hineinfühlen. Hoffentlich fühlen sie sich gut und freuen sich auf das Event.

Wenn du gut vorbereitet bist, ist es eine Vorfreude. Du hast deine Routinen, die ablaufen, und es entsteht ein Flow-Zustand. Und zu Hause zu sein mit einem geilen, lauten Publikum, das ist ein tolles Add-on. Das gibt dir diesen extra Nervenkitzel.

Und was bedeutet eine Heim-WM aus Ihrer Sicht für Thüringen und die Entwicklung des Nachwuchses, gerade nach der Corona-Pandemie?

Solche Events sind für mich Leuchttürme, die hoffentlich ihr Licht ganz weit ins Land scheinen lassen. Ich habe irgendwann Olympische Spiele, zufällig Sperrwerfen, im Fernsehen, gesehen und zu meinem Papa gesagt: Das will ich machen. Die Welt hat sich geändert. Das muss heute nicht mehr das Fernsehen sein, sondern auch über andere Kanäle. Hier kommen Mensch, Zuschauer und Emotionen zusammen. Das nehmen die Kids mit, das steckt den ein oder anderen an. Damit haben wir die Chance, Thüringen als Leistungssportstandort zu platzieren und auszubauen.

Beim Sprint der Frauen sind Sie als Medienvertreter akkreditiert und mit der Fotokamera unterwegs. Was ist Ihre Aufgabe?

Ich verstehe mich als Gast und nehme den Fotografen, die hier ihr Geld verdienen, nicht den besten Fotoplatz weg. Mir geht es darum, das Erlebnis aufzunehmen. Bei der Leichtathletik-EM in München kam das super an. Als Athlet habe ich einen anderen Blick als ein Redakteur. Für mich geht es um den Moment und die Emotionen, das ist ein anderer Content.

Woher kommt diese Leidenschaft zur Fotografie?

Die habe ich von meinem Papa geerbt, der in der Branche gearbeitet hat. Als Kind waren immer Kameras zu Hause und ich habe den Umgang spielerisch gelernt. Es ist für uns beide ein Hobby und für mich ein wichtiges Puzzleteil geworden. Athlet, Creator und Influencer: Das ist alles nicht mehr hart getrennt. Wenn du als Sportler im Olympischen Sport überleben möchtest, musst du mehr machen, als nur weit Sperr zu werfen. Das Kreative, Geschichten zu erzählen und Menschen mitzunehmen, macht mich und meine Marke aus.

Ist die Fotografie eine Perspektive für das Leben nach der Sportlerkarriere?

Ich glaube, es bleibt eher ein Hobby.

In Oberhof werden aktuell Weltmeisterinnen und Weltmeister gekürt. Was ist Ihr nächstes sportliches Ziel?

Es geht vor allem um Paris 2024. Als Olympiasieger ist das das Ding. Ich komme aus einer langen Verletzungsphase, aber es sieht aktuell sehr vielversprechend aus. Ich lasse mir Zeit und mache mir keinen unnötigen Druck für die WM 2023.

Quelle: Oberhofer Sport und Event GmbH

Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler hat den Sprint der Frauen bei den BMW IBU Weltmeisterschaften Biathlon 2023 in Oberhof besucht. Fotoquelle: Kevin Voigt/Oberhofer Sport und Event GmbH


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