Der Landessportbund Thüringen bewertet den am Freitag, 22. November, von den Fraktionen CDU, BSW und SPD vorgestellten Regierungsvertrag für Thüringen für die Jahre 2024 bis 2029 als sehr positives Signal für die weitere Entwicklung des Thüringer Vereinssports. Im 126 Seiten umfassenden Dokument sind auch auf drei Seiten die Ziele und Prioritäten der gemeinsamen Zusammenarbeit zum Thema Sport aufgeführt. „Dabei sind viele Erwartungen aus der Sportpolitischen Agenda des LSB und der Thüringer Sportjugend berücksichtigt und unseren Erfahrungen und Gedanken Rechnung getragen worden“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes, Thomas Zirkel.
Insbesondere begrüßt der LSB das Bekenntnis der Regierungsfraktionen zum Zukunftsplan Sport. Das derzeit in der Entstehung befindliche Strategiepapier zur Weiterentwicklung des Sportlands Thüringen soll Bedarfe analysieren und notwendige Maßnahmen zur Verbesserung der sportlichen Rahmenbedingungen im Freistaat festlegen. Dabei soll mittels einer verbindlichen Ziel- und Leistungsvereinbarung die Förderung auf ein verlässliches Fundament gestellt werden und das insbesondere im Kinder- und Jugendbereich bei so zentralen Projekten wie den Kooperationen zwischen Kindergärten, Schulen und Sportvereinen, dem Programm „Bewegte Kinder = Gesündere Kinder“ und dem Projekt der Bewegungscoaches.
„Wir freuen uns, dass der Regierungsvertrag das große Schwerpunktthema der Sportstättensanierung klar benennt und die Entwicklung vorantreiben möchte“, so Zirkel, denn egal ob bei Sporthallen, Schwimmbädern oder auch Sportplätzen bremst der Sanierungsstau die weitere Entwicklung der Vereine enorm. Aktuell fehlen im Haushaltsentwurf des Landes vier Millionen zur Finanzierung bereits laufender Projekte.
Das deutliche Bekenntnis der drei Regierungsparteien zur Förderung und Unterstützung des Ehrenamtes ist für den Erhalt und den Ausbau der Sportvereinsangebote in Thüringen unerlässlich. Denn: ohne Ehrenamt, kein Vereinssport. Rund 60.000 ehrenamtliche Trainer*innen, Schied- und Kampfrichter*innen und Mitglieder in den Vereinsvorständen sind die Basis des organisierten Sports. Sie inhaltlich und strategisch zu unterstützen und zu beraten, finanziell zu fördern sowie ihnen Aus- und Weiterbildungen auf hohem Niveau zu ermöglichen, ist Primat des LSB und erfährt mit diesem Regierungsvertrag einen weiteren klaren Handlungsauftrag. Erleichterungen und klare Regelungen sind zentrale Schlagworte im Abschnitt Ehrenamt des Koalitionsvertrages, die durch einfache Förderprozesse in bewährten Strukturen umgesetzt werden müssen. So hatte der LSB bereits in seiner sportpolitischen Agenda die Anerkennung der digitalen Unterschrift bei Förderprozessen gefordert und warnt bei der Umsetzung des Landesprogramms zur Förderung des Ehrenamtes vor dem Aufbau von Doppelstrukturen. „Die Hausaufgaben im Bereich Bürokratieabbau sind seitens des LSB gemacht, dieses Regierungsprogramm hat das Potential, dass das Land Thüringen nun nachziehen kann“, so Zirkel, der sich auch lobend zum Einstehen der Regierungsfraktionen zu Demokratieprojekten sowie zum Ausbau des Breitensports äußert, etwa mittels der Verbesserung der Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen durch die im Regierungsvertrag erwähnte Seepferdchen-Offensive.
Einige Punkte fehlen dem organisierten Sport im Regierungsvertrag
Doch auch wenn der Landessportbund und die Thüringer Sportjugend mit den Inhalten des Regierungsvertrages grundsätzlich sehr zufrieden sind, gibt es auch Punkte, die aus Sicht des organisierten Sports ungenügend benannt sind. So hätte sich der Sport ein deutlicheres Statement der Regierungsparteien zu den anerkannten Leistungen des Vereinssports im Bereich der physischen und auch psychischen Gesundheitsförderung für alle Altersklassen ebenso gewünscht wie zur Bedeutung der Sportvereine als Motor für Integration und Teilhabe. Auch die finanzielle Förderung von Assistenzleistungen für Ehrenamtliche und Sportler*innen kommt zu kurz.
Um den Anspruch und Auftrag des Thüringer Sports „Im Sportverein in guten Händen“ gerecht zu werden, wird ein stabiles Landesprogramm „Kinderschutz“ benötigt und damit verbunden die Fortführung des Projekts „Förderung des Kinderschutzes sowie die Beratung bei Prävention von und Intervention bei sexualisierter Gewalt im Thüringer Vereins- und Verbandssport“; sowie weitere Unterstützung für die Personalentwicklung in dem Themenfeld auf Grund der Umsetzung der Beschlüsse der Innenministerkonferenz. „Dieser Punkt kommt im derzeitigen Vertrag sehr kurz. Zudem findet das Thema Kinderschutz für Organisationen in mehr Bereichen als der digitalen Welt statt“, so Zirkel, der auch betont, dass im Themenfeld der Freiwilligendienste die bestehende Förderrichtlinie evaluiert und an die steigenden Kosten im Rahmen der Bildungsarbeit angepasst werden muss, „denn die Bildungsarbeit ist ein existenzieller Bestandteil der Freiwilligendienste und insbesondere für junge Menschen mit erschwerten Zugangsbedingungen von enormer Bedeutung.“
„Alles in allem können wir mit dem vorgestellten Regierungsvertrag aus Sicht des organisierten Sports sehr gut leben. Wichtig wird es aber sein, die zu Papier gebrachten Ziele auch tatsächlich in den kommenden Jahren gemeinsam mit uns umzusetzen. Daran werden wir die künftige Landesregierung messen und sie stetig an die im Regierungsvertrag aufgeführten Punkte erinnern“, verspricht Zirkel.