LSB Thüringen im Gespräch mit Betroffenen des DDR-Dopings

Zwölf ehemalige DDR-Spitzensportler haben sich mit Vertretern des Landessportbundes Thüringen und Dr. Babette Winter, Staatssekretärin für Kultur und Europa, am 24. August zum Thema des Dopings und den Folgen ausgetauscht. Zum zweiten Mal bot der LSB diese Gesprächsrunde an, um mit den staatlich anerkannten Dopingopfern sowie von Dopingpraktiken betroffenen Sportlern über ihre Erwartungen und Wünsche an die Politik und den Sport zu sprechen.

Es ging um Beratung sowie um Informationen zu aktuellen Unterstützungs- und Hilfeleistungen für die Betroffenen. Aktuelle Themen waren die Entschädigung über das 2. Dopingopferhilfegesetz und eine mögliche Beschädigten-Versorgung, die sogenannte Opfer-Rente. Die Namen der Betroffenen sind vertraulich, viele der Teilnehmer möchten ihr Schicksal nicht in den Medien lesen.

Den Kontakt vermittelte Uwe Trömer, als Radsportler in der DDR selbst anerkanntes Doping-Opfer und in ständigem Austausch mit dem LSB. In der vertrauensvollen und zugleich offenen Runde in der Landessportschule Bad Blankenburg konnte Trömer von einem Erfolg berichten. Seit kurzem erhält er eine finanzielle Entschädigung. Auf dem langen Weg bis zum Bescheid unterstützten Trömer auch der LSB und die Thüringer Staatskanzlei.

Doch drehte sich das Gespräch auch um ein weiteres wichtiges Thema. Die Betroffenen wollen sich ernst genommen und verstanden fühlen – von Medizinern, Politikern und Vertretern des Sports. Doping spiele bis heute in der medizinischen Ausbildung kaum eine Rolle, „die meisten Ärzte würden aktuelle Symptome mit Doping nicht in Zusammenhang bringen“. Diese Erfahrung von Trömer bestätigten auch die weiteren Betroffenen. „Genau dafür initiieren wir wiederholt diese Treffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, sich gegenseitig Mut zuzusprechen und gemeinsam Konzepte zur Anerkennung zu erstellen“, erklärte Prof. Dr. Stefan Hügel. Wichtig ist es dem LSB-Vizepräsidenten, für das Thema in Politik und Verwaltung zu sensibilisieren. „Das ist das, was wir tun können – Gehör verschaffen.“ Für die Zukunft „wollen wir gemeinsam mit der Unterstützung der Betroffenen versuchen, ein Netzwerk von entsprechenden fachkundigen Ärzten aufzubauen“.

Umso wichtiger ist es, mit den Betroffenen des DDR-Dopings regelmäßig im Gespräch bleiben. „Ihre traurige Vergangenheit und die Folgen bis heute gehören ebenso zum Thüringer Sport wie ihre Erfolge als Olympiasieger und Weltmeister“, verspricht Hügel weiterhin die Zusammenarbeit.

Seit Anfang 2016 arbeiten Landessportbund und Thüringer Staatskanzlei zusammen, um Doping-Opfer in Thüringen besser zu unterstützen. Hintergrund ist, dass sich die Landesregierung im Rahmen der Aufarbeitung von SED-Unrecht den Schicksalen ehemaliger Sportler angenommen hat, denen Dopingmittel verabreicht wurden. Unter Einbindung des für die Beschädigten-Versorgung zuständigen Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie wird nach Möglichkeiten gesucht, um Betroffenen in Problemfällen zu helfen.

Doch bis zur Anerkennung müssen die Betroffenen ein rechtsstaatliches Verfahren durchlaufen – ohne Sonderregelungen. Bei diesem oftmals langwierigen Weg unterstützt sie der LSB. Anträge stellen, Belege sammeln, die eigene Geschichte offen legen und von Gutachtern beurteilen lassen – das kostet nicht nur Zeit, sondern belastet auch. „Deshalb hat es sich der Landessportbund Thüringen zur Aufgabe gemacht, die Betroffenen dabei zu unterstützen“, sagt auch Präsident Gösel. Seit drei Jahren gibt es mit Anke Schiller-Mönch eine ehrenamtliche Ansprechpartnerin für Betroffene des DDR-Dopings im LSB. Auch die Thüringer Staatskanzlei hat weiterhin Unterstützung bei der Antragstellung zugesagt. Betroffene können sich sowohl an das zuständige Referat der Staatskanzlei als auch direkt an den LSB wenden.

Die Veranstaltung traf bei den 12 Betroffenen auf positive Resonanz, verbunden mit der Bitte um  Wiederholung.

Kontakt für Betroffene:

Anke Schiller-Mönch


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