Emotionale Momente und Standing Ovations beim Ball des Thüringer Sports

Kristina Vogel wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Die Thüringer Sportlerin des Jahres 2018, die so stark mit ihrem Schicksal der Querschnittslähmung nach einem Trainingsunfall umgeht, wurde minutenlang mit Standing Ovations der über 1.000 Ballgäste gewürdigt. Es war der emotionalste Moment eines fantastischen 7. Ball des Thüringer Sports, ausgerichtet vom Landessportbund Thüringen und der Stiftung Thüringer Sporthilfe.

Berührend, mitreißend, humorvoll - das Naturell von Kristina Vogel ist auf viele Weisen einzigartig. Wo ihre Torte sei, fragte die sechsfache Thüringer Sportlerin des Jahres, als sie die Bühne nach ihrer Ehrung verließ - in Anlehnung der zuvor mit Kuchen aus dem Leistungssport verabschiedeten Rennrodler Tatjana Hüfner und Andi Langenhan sowie Bobanschieberin Franziska Bertels. Doch Vogel wurde noch nicht aus dem Thüringer Sport verabschiedet - weil sie so viel Energie versprüht, dass man sich nie sicher sein kann, sie vielleicht nicht doch noch einmal um sportliche Erfolge kämpfen zu sehen. Zunächst aber steht der schwere Weg in ihr neues Leben an, auf dem ihr die Unterstützung der Thüringer Sportfamilie gewiss sein kann.

Ballbühne gehörte zunächst den Thüringer Ehrenamtlichen des Jahres 2018

Unterstützung benötigten auch die Veranstalter, um die Messe Erfurt wieder in einen funkelnden Ballsaal zu verwandeln. Über 4.000 Teppichfliesen wurden verlegt, 126 Tische festlich eingedeckt, 1.050 Stuhlhussen in zwei Tagen per Hand gebunden, 3,5 Kilometer Kabel verlegt, 60 Lautsprecher und 150 Scheinwerfer auf der Bühne ausgerichtet. Insgesamt erwecken 120 Tonnen Material den Baalsaals zum Leben. 200 Mitwirkende waren dafür drei Tage im Einsatz. Neu war zudem ein Walk of Fame mit den Namen der bisherigen Thüringer Sportler des Jahres seit 1991, der den Ballgästen den Weg auf dem roten Teppich in den Ballsaal ebnete.

Dort gehörte die Bühne zunächst den Thüringer Ehrenamtlichen des Jahres 2018. Ausgewählt wurden diese aus den Vorschlägen der Kreis- und Stadtsportbünde, Sportfachverbände und Anschlussorganisationen durch das Präsidium des Landessportbundes Thüringen. Thüringer Trainer des Jahres wurde Matthias Blechschmidt. Da dieser im Urlaub weilte, nahm seine Tochter Nancy den Pokal in Empfang. Bereits seit 1984, damals im Alter von 21 Jahren, ist Blechschmidt Vorsitzender des JSC Stotternheim „Jigoro Kano“. Fast sein ganzes Leben hat er seinem großen Hobby, dem Judo, gewidmet. Auch seine Frau Doris und die beiden Töchter Nancy und Franziska sind ehrenamtliche Trainer im Verein. Selbst Matthias‘ Bruder Ralf und dessen Gemahlin Katrin gehören der „Blechschmidt-Dynastie“ als ehemalige Judoka und aktuelle Trainer im JSC an. Der 56-Jährige ist zudem Abteilungsleiter, Trainer und Träger des 4. Dan. Seine Nachwuchssportler gehören zur deutschen Spitze. Insgesamt sieben Nachwuchs- sowie je eine Männer- und Frauengruppe stehen beim JSC im Trainingsbetrieb.

Den Pokal als Kampfrichter des Jahres 2018 erhielt Dr. Reinhard Ullrich, der seit 1970 Kampfrichter mit Leib und Seele ist. Der Obmann-Ausbildung folgte eine Schiedsrichter-Ausbildung 1978, seit 1994 ist er unverzichtbares Mitglied im Landeskampfgericht des Thüringer Leichtathletikverbandes und bildet inzwischen selbst junge Kampfrichter aus. Aufgrund seiner Erfahrung sowie Kompetenz gehört Ullrich zum Team des deutschen Gehrichterpanel und ist Nationaler Technischer Offizieller des DLV. Ein Höhepunkt war die Nominierung zur Leichtathletik-EM 2018. Der 63-Jährige vom LC Jena war in Berlin als Teamleiter im Straßenteam der Wettbewerbe im Gehen und Marathon im Einsatz.

Der Titel als Sportorganisatoren des Jahres 2018 ging an den SC Motor Zella-Mehlis. Bis zu 15 regionale und überregionale Wettkämpfe, unter anderem im Skispringen, Skilanglauf und der Nordischen Kombination, richtet der Verein jährlich aus. 2018 waren bei zwölf Wettkämpfen durchschnittlich 30 Kampfrichter, Organisatoren und Helfer an 22 Wettkampftagen im Einsatz. Sie leisteten dabei etwa 3.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit. Höhepunkt im vergangenen Jahr war dabei die Deutsche Meisterschaft der Skisportler in der Disziplin Skiroller in Zella-Mehlis.

Geehrte Sportler am Ballabend noch selbst im Einsatz

Dass die Thüringer Sportler selbst an einem Ehrungsabend im Einsatz und im Kampf um sportliche Höchstleistungen sind, zeigten die Behindertensportler des Jahres, die Rollstuhlbasketballer der RSB Thuringia Bulls, die parallel zum Ballabend zum Playoff-Spiel in Trier antraten sowie die Aufsteigerin des Jahres, Karateka Madeleine Schröter (Musashi Weimar), die direkt mit dem Sieg bei der Deutschen Meisterschaft in Chemnitz im Rücken zum Ball anreiste und dort ihre Ehrung in Empfang nahm. Etwas zeitiger fanden die Handballerinnen des Thüringer HC den Weg in die Messe - auch sie waren zuvor noch erfolgreich beim Spitzenspiel gegen Bietigheim im Einsatz. Neben der Tabellenführung gab es den Pokal für Platz zwei bei der Wahl der Thüringer Mannschaft des Jahres - an den Olympiasiegerinnen vom Bobteam Mariama Jamanka gab es kein Vorbeikommen. Dritter wurde das Rennrodel-Doppel Toni Eggert/Sascha Benecken, Ersterer konnte aufgrund seiner Reha nicht live beim Ball dabei sein.

Unterhaltsam wurde es bei der Ehrung der Thüringer Sportler des Jahres 2018, bei der Speerwurf-Europameister Thomas Röhler vor Biathlet Erik Lesser und Rennrodler Johannes Ludwig ausgezeichnet wurde. Der zweitplatzierte Lesser ließ mit einer spontanen, lustigen Fragerunde im Ballsaal ungeahnte Entertainer-Qualitäten entdecken und bot sich so vielleicht als Unterstützung für das neue Moderatoren-Duo Franziska Schenk und Frank Stuckatz für den nächsten Ball des Thüringer Sports an.

Für viele Lacher sorgte auch der Schweizer Claude Criblez, dessen Flugzoo ein humoristisches wie kunstvolles Zusammenspiel eines Fisches und einer aus Luftballons bestehenden Katze darstellte. Rhytmisch wurde es mit DDC Breakdance, die den Ballgästen schon einmal einen Vorgeschmack auf die 2024 olympisch werdende Disziplin boten. Wer es klassisch oder sportlich mochte, konnte zur Ballband AnnRed tanzen oder sich bei den Mitmach-Angeboten im Foyer ausprobieren. Die Aftershowparty mit DJ Kalkyl rundete den Ballabend weit nach Mitternacht zu einem einmaligen Erlebnis ab.

Weitere Infos zu den Thüringer Ehrenamtlichen
des Jahres 2018 gibt es in unserer Webreportage

Kristina Vogel wurde vor Rennrodlerin Dajana Eitberger als Thüringer Sportlerin des Jahres 2018 geehrt. Foto: Andreas Hultsch


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