Seit vier Jahren führen der Landessportbund Thüringen und die Thüringer Staatskanzlei eine enge Zusammenarbeit, um gemeinsam den Doping-Betroffenen im Leistungssport der ehemaligen DDR zu helfen. Der Wunsch von Betroffenen, sich auch im Interesse ihres Leidensweges nach 1990 aufeinander zuzubewegen, wurde im Rahmen der Arbeit der Landesregierung zur Aufarbeitung von SED-Unrecht aufgegriffen. Es entwickelte sich seit 2016 eine Kooperation mit der Thüringer Staatskanzlei, um gemeinsam Doping-Betroffenen ehemaligen DDR-Leistungssportlern zu helfen. „Ziel dieser Treffen war und ist es, dass Entscheidungsträger und Betroffene miteinander reden, dass Akten Gesichter bekommen und dass die Betroffenen ernst genommen werden“, erklärt LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel.
Den eingeschlagenen Weg eines konstruktiven Miteinanders, so Staatssekretärin Dr. Babette Winter, begleite die Landesregierung gerne. „Es waren intensive, herausfordernde Gesprächsrunden mit Betroffenen und Landessportbund, in denen wir einander zugehört und nach Lösungsansätzen gesucht haben.“ So wurde der Wunsch der Betroffenen aufgegriffen, Ärzte in Thüringen stärker für das Thema zu sensibilisieren. Es geht darum, dass es für diese nicht immer einfach ist, die Zusammenhänge zwischen Dopinggabe und heutigen Erkrankungen zu erkennen. Dabei ist gerade der Ursachenzusammenhang für Doping-Betroffene maßgeblich, um Ansprüche auf finanzielle Hilfe nach dem Zweiten Dopingopfer-Hilfegesetz und Versorgung nach dem Opferentschädigungsgesetz geltend machen zu können.
Der LSB baut darauf, mit Unterstützung des selbst vom Doping betroffenen ehemaligen Leistungssportlers Dr. Sigurd Hanke ein Ärztenetzwerk für Betroffene einrichten zu können. Gemeinsam mit der Thüringer Staatskanzlei lädt der LSB Ärzte und Interessierte deshalb zu einem öffentlichen Symposium ein.
Das Symposium „Doping und seine Folgen – Einsatz leistungssteigernder Mittel im Leistungssport der ehemaligen DDR und dessen Auswirkungen“ findet am 24. August (10 Uhr) in der Landessportschule Bad Blankenburg statt. Dort werden Experten wie Dr. Jutta Braun (Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg) und Ruth Ebbinghaus (Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie) ihr Wissen insbesondere zu den Themen wissenschaftliche Aufarbeitung, Kausalität, Begutachtung, juristische Problemstellungen und Unterlagenrecherche weitergeben und Fragen beantworten. Aber auch Betroffene werden über ihre Erfahrungen berichten. In einer anschließenden Gesprächsrunde werden Vertreter aus Wissenschaft, Sport, Politik und Verwaltung zum Thema „Nach 30 Jahren – die Anforderungen an Aufarbeitung heute“ diskutieren.
„Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Situation von Doping-Betroffenen zu verbessern“, sagt Thomas Zirkel als zukünftiger Hauptgeschäftsführer des LSB Thüringen. „Unsere vor vier Jahren eingerichtete Anlaufstelle berät Doping-Betroffene und informiert über aktuelle Unterstützungs- und Hilfeleistungen. Für das Ärztenetzwerk, das mit dem Symposium offiziell an den Start gehen soll, haben wir einen Pool von 20 Ärzten recherchiert. Angesprochen sind unterschiedlichste Fachrichtungen – von Allgemeinmedizin über Orthopädie bis hin zu Psychologie. Wir freuen uns, wenn der Pool anlässlich der Veranstaltung in Bad Blankenburg weiter wächst.“
Gemeinsam mit der Thüringer Staatskanzlei ruft der Landessportbund Thüringen auf, die nur noch bis Ende dieses Jahres bestehende Möglichkeit zu nutzen, Anträge auf finanzielle Hilfe nach dem Zweiten Dopingopfer-Hilfegesetz beim Bundesverwaltungsamt zu stellen.