Mitgliederversammlung: Vier Forderungen vom Landessportbund an die Politik

Die Fortschreibung des Anti-Doping-Maßnahmeplans, zentrale Forderungen an die Politik und zukünftige Schwerpunkte für die Entwicklung der Thüringer Sportvereine waren bei der Mitgliederversammlung des Landessportbundes Thüringen (LSB) 2019 in der Landessportschule Bad Blankenburg am 16. November prägende Themen. Erstmals führten Prof. Dr. Stefan Hügel, seit einem Jahr im Amt als LSB-Präsident, sowie Thomas Zirkel als neuer Hauptgeschäftsführer die Versammlung an.

366.064 Thüringer sind 2019 in exakt 3.392 Sportvereinen organisiert. Sie alle profitieren von dem neuen Thüringer Sportfördergesetz, welches nach einem Übergangsjahr zum 1. Januar 2020 vollständig in Kraft tritt. Kern ist die unentgeltliche Nutzung von Sportstätten öffentlicher Träger. Damit diese Regelung auch generell für Hallen- und Freibäder gilt, wirkt der LSB aktuell an einer ergänzenden Rechtsverordnung mit. „Wir hoffen diese noch in diesem Jahr umzusetzen“, benannte Thomas Zirkel in seinem Bericht eine Aufgabe 2019. Eine wichtige Etappe war auch im Oktober der erstmalige Abschluss einer Ziel- und Leistungsvereinbarung mit dem Freistaat Thüringen und darin verbindlich formulierten Zielen für die Weiterentwicklung des Sports zunächst bis 2024. Inhalte, die es nun umzusetzen gilt. Dazu gehört etwa die Verbesserung des Kinder- und Jugendsports, eine auskömmliche Förderung der Thüringer Sportorganisationen, die Überarbeitung der Leistungssportkonzeption um rückläufige Tendenzen zu stoppen, die Unterstützung des Ehrenamtes und zugleich eine Stärkung hauptamtlicher Strukturen. All dies ist nach Zirkel „Ausdruck der Anerkennung des gemeinnützigen Sports als wesentliche Säule der Gesellschaft“.

Vier zentrale Forderungen an Politik

LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel wandte sich in seinem Bericht an die Politik. Nachdem 2019 der strukturelle und personelle „Umbruch“ mit neuem Präsidium und einem zweiköpfigen Vorstand umgesetzt wurde, gilt es nun „konkrete Aufgaben anzugehen“. Dazu bedarf es der Unterstützung durch die Landesregierung. So formulierte Hügel im Zuge der aktuellen Regierungsbildung vier zentrale Forderungen.
Im Bereich Sportstätten steht weiterhin der Abbau des Investitionsstaus von rund einer Milliarde Euro im Mittelpunkt. „Vor allem im kommunalen Bereich zeigt der steigende Anteil an maroden und sich in schlechtem Zustand befindlichen Sportstätten, dass deutlich mehr Anstrengungen dringend notwendig sind.“, argumentierte Hügel für die weitere finanzielle Unterstützung als Basis einer besseren Sportentwicklung.

Die zweite Forderung gilt dem Ehrenamt. Das Ehrenamt als Staatsziel in die Thüringer Verfassung aufzunehmen, dafür macht sich der LSB schon lange stark. „Es geht nicht um Unsummen zur Förderung, es geht vielmehr um Erleichterungen wie steuerliche Vergünstigungen und es geht um Wertschätzung.“

„Basis für ein erfolgreiches Sportland Thüringen wird zudem eine verbesserte Finanzausstattung sein“, wandte sich Hügel mit Forderung Nummer drei an die Politik. Gemeint ist die kontinuierliche Erhöhung der LSB-Gelder. Aktuell erhält der LSB jährlich 9,58 Millionen Euro aus den vereinnahmten Spieleinsätzen von Lotto Thüringen. Doch stehen etwa dringend Gehaltsanpassungen im Hauptamt auf dem Plan. Ohne die Kompetenz der Vereinsberater in den Kreis- und Stadtsportbünden sowie die Geschäftsführer der Verbände würden unerlässliche Stützen für die Ehrenamtlichen in den Vereinen wegfallen. „Der LSB-Haushalt selbst lässt eine Aufstockung nicht zu.“

Mehr Geld für Trainer ab 2020

Umso mehr bedankte sich Hügel für die Erhöhung der Trainerförderung um 743.000 Euro, die eine deutliche Anpassung der Trainervergütung ab dem 1. Januar 2020 ermöglichen. Ohne weitere Anpassung hätte wohl die Abwanderung von Trainern im Nachwuchsleistungssport gedroht. 

Als vierte Forderung drängt der LSB darauf, das Programm und den beinhalteten Motoriktest „Bewegte Kinder = gesündere Kinder“ thüringenweit in den Schulen zu verankern. Aktuell haben 2019 rund 5.600 Drittklässler das Programm absolviert. Prägnantes Ergebnis bisher ist, dass über 30 Prozent der Kinder kein Mitglied in einem Sportverein oder einer Sport-AG der Schule sind. Zunächst wurde das krankenkassenübergreifende Förderprogramm um ein Jahr verlängert. „Doch jeder Euro für den Kindersport ist gut investiert in die Prävention im Hinblick auf Gesundheits-, Jugend- und Sozialpolitik“, setzt LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel auf eine Etablierung des Programms.

Vor Ort war auch Sportminister Helmut Holter, der sich auf die weitere Zusammenarbeit und Umsetzung der ersten Leistungsvereinbarung freut. „Thüringen ist ein Sportland, das seinesgleichen sucht, entsprechend wird die Politik, egal in welcher Konstellation, weiter diesen gemeinsamen Weg fördern.“

Anti-Doping-Maßnahmeplan einstimmig verabschiedet

2019 startete mit der Doping-Affäre um den Erfurter Arzt Dr. Mark Schmidt turbulent. Auch der LSB war thematisch betroffen, indem die Gemeinschaftspraxis Schmidt als lizenzierte Sportmedizinische Untersuchungsstelle geführt war. Auch wenn das Präsidium der Praxis umgehend die Lizenz entzog: „der LSB hatte bei der Verlängerung der Lizenz die schon 2008 bestehenden Dopingbelastungen gegenüber Mark Schmidt nicht tiefgründig genug berücksichtigt“. so LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel im Rückblick.
Konsequenzen wurden nun gezogen, das Lizenzierungsverfahren auf den Prüfstand gestellt. Im Dezember will das LSB-Präsidium das überarbeitete Vorgehen verabschieden. Neu ist, dass sich nach vier Jahren die Lizenz nicht automatisch verlängert, sondern die Praxis erneut geprüft wird. Verpflichtend ist zudem die Unterzeichnung sogenannter Ehren- und Verpflichtungserklärungen zum Anti-Doping des medizinischen Personals. Diese Auflagen sollen 2020 bei allen aktuell lizenzierten Arztpraxen angewandt und mit dem Thüringer Sportärztebund umgesetzt werden. 

Die Abgabe von Ehren- und Verpflichtungserklärungen ist neu geregelt im Maßnahmeplan des Landessportbundes Thüringen im Kampf gegen Doping. „Der LSB hat seine Hausaufgaben gemacht“, verwies Hügel daher auch auf die Erweiterung des Maßnahmeplans aus dem Jahr 2007. Einstimmig wurde diese Fortschreibung von den Delegierten der Mitgliederversammlung beschlossen.

Die Anpassungen waren u.a. aufgrund des neuen Thüringer Sportfördergesetzes notwendig. So ist die Förderung von Sportorganisationen nun an die Anerkennung und Umsetzung der einschlägigen Anti-Doping-Bestimmungen gebunden. Mitarbeiter von sportmedizinischen Untersuchungsstellen und Arztpraxen, die auch ohne Lizenz Partner des Sports sind, haben ebenfalls eine Erklärung zur Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen abzugeben. Die Fortschreibung des Maßnahmeplans ist „ein klares Bekenntnis für einen sauberen Sport“, so LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel. Auch die NADA bescheinigt dem LSB eine vorbildliche Aufstellung im Bereich Prävention.

Anti-Doping-Maßnahmeplan

Gemeinsam führten sie erstmals durch die Mitgliederversammlung: Prof. Dr. Stefan Hügel und Thomas Zirkel.

Dem Kreissportbund Saale-Holzlandkreis, vertreten durch die Vorsitzende Silva Fricke, wurde das Präventionssiegel „Sportverein aktiv im Kinderschutz“ verliehen.

Willkommen in der Thüringer Sportfamilie! Die Delegierten nahmen mehrheitlich den Thüringer Cheerleading und Cheerdance Verband als neue Mitgliedsorganisation auf.

Die Mitgliederversammlung fand in der Landessportschule Bad Blankenburg statt. Fotos: LSB Thüringen


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