Mikroplastikproblematik bei Kunststoffrasenplätzen

Bei einer Anhörung im Hessischen Landtag zur Mikroplastikproblematik von Kunststoffrasenplätzen haben Experten der Sportverbände am 3. Juni 2020 Fakten erläutert. Zukunftsfähige Kunststoffrasensysteme müssen Nachhaltigkeitsaspekte noch stärker berücksichtigen.

Stellung genommen zu diesem Thema haben Experten des DOSB, des Landessportbundes Hessen (lsb h) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Sie waren gemeinsam mit Vertreter*innen des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), der hessischen Kommunalverbände, der Wissenschaft und Wirtschaft vom Innenaustausch zum Informationsaustausch eingeladen.

Die Sportvertreter*innen vertraten einhellig die Meinung, dass Kunststoffrasensysteme ein wichtiger Bestandteil einer flächendeckenden, angebotsorientierten Sportstättenversorgung sind – insbesondere in Ballungsräumen. Einig waren sie sich auch darüber, dass im Rahmen einer klima- und umweltfreundlichen sowie ressourcenschonenden Sportstättenentwicklung der gemeinwohlorientierte Sport einen Beitrag dazu leisten kann und will, die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik zu reduzieren.
Im Fokus standen bei den weiteren Beratungen deshalb insbesondere die Kunststoffgranulate, die bislang in vielen Kunststoffrasenplätzen als Füllstoff eingesetzt werden, sowie ein europäisches Verfahren, das möglicherweise zukünftig den Verkauf und Vertrieb von derartigen synthetischen Füllstoffen verbieten könnte. Das laufende Verfahren wird, auch das wurde in der Anhörung nochmals klargestellt, kein Verbot von Kunststoffrasenplätzen zur Folge haben. Bestehende Kunststoffrasenplätze mit Kunststoffgranulat als primärem Füllstoff wären zum Zeitpunkt eines möglichen Inkrafttretens des Beschränkungsvorschlags nur hinsichtlich ihrer Instandhaltung betroffen. Der Kauf von Kunststoffgranulat für Nachverfüllungen wäre dann nicht mehr möglich und Nachverfüllungen müssten mit Sand oder alternativen Füllstoffen erfolgen – mit überschaubaren sportfunktionellen Einschränkungen. 

Die Stellungnahmen der Expert*innen und die Nachfragen der Abgeordneten zeigten deutlich, dass zukunftsfähige Kunststoffrasensysteme Nachhaltigkeitsaspekte noch stärker berücksichtigen müssen. Hierfür ist u.a. die Entwicklung ökologisch unbedenklicher Stoffe, nicht nur für die Füllstoffe, sondern für alle Komponenten eines Kunststoffrasensystems, geboten. Die Vertreter*innen der Wirtschaft sicherten zu, bei der Produktentwicklung ihre Bemühungen zur Vermeidung von Umweltbelastungen, auch im Hinblick auf das Thema Recycling, noch weiter zu intensivieren.

Karsten Dufft vom DOSB wies in seiner mündlichen Stellungnahme abschließend darauf hin, dass es wegen der Initiativen der EU-Kommission zur Vermeidung von Plastikeintrag in die Umwelt aktuell insbesondere um die Vermeidung von Granulataustrag sowie um einen guten und praktikablen Übergang zu unverfüllten oder mit Alternativprodukten verfüllten Kunststoffrasenplätzen gehe. Öffentliche Ausschreibungen, die Nachhaltigkeitskriterien stärker gewichteten und eine Lebenszyklusbetrachtung berücksichtigten, wären hierbei förderlich. "Um zeitnah das Ziel umweltfreundlicherer Kunststoffrasenplätze erreichen zu können, bedarf es ausreichender finanzieller Mittel, insbesondere für die Schaffung von Anreizen a) beim Betrieb bestehender Spielfelder Good Practice-Maßnahmen zur Vermeidung von Mikroplastikaustrag umzusetzen, b) bei der Sanierung bestehender Spielfelder Kunststoffgranulat gegen alternative Füllmaterialien auszutauschen und c) die Nutzung alternativen Füllstoffe beim Neubau von Kunststoffrasenplätzen zu fördern", sagte Dufft.

Weitere aktuelle Informationen, Handlungsempfehlungen sowie Positionen, FAQs, Downloadmöglichkeiten und Ansprechpartner im DOSB zu dieser Thematik sowie einen Überblick über die Fördersituation von Kunststoffrasenplätzen in den Bundesländern finden Sie unter:

www.dosb.de/mikroplastik

(Quelle: DOSB)

Foto: Imago Sports


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