„Nie aufgeben“: Radsporttrainer Steffen Uslar im Portrait

Vom erfolgreichen Radsportler zum Trainer - Steffen Uslar gewann 1994 die Thüringen-Rundfahrt. Heute coacht er den Nachwuchs. Und wenn bei den jungen Damen der U19/U17 Temporunden auf der Radrennbahn Andreasried auf dem Plan stehen, wandelt sich die freundlich-lockere Art des Stützpunkttrainers in eine bestimmt-fordernde, denn er weiß es selbst nur zu gut - sportlicher Erfolg kommt nicht von allein.

Radsportkarriere begann mit acht Jahren
Möglicherweise wissen seine Schützlinge gar nicht, mit wem sie es im täglichen Training zu tun haben. Der gebürtige Kühnhäuser war nämlich einst selbst ein erfolgreicher Radsportler. Begonnen hatte Uslar mit 1977 bei der ZBO Elxleben. Unter Horst Lehmann stieg der damals Achtjährige auf´s Rennrad. Mehrere Spartakiadesiege und Bezirksmeisterschaften später wurde er als 14-jähriger zur Kinder- und Jugendsportschule nach Erfurt delegiert. Beim SC Turbine machte der junge Radsportler unter Trainer Helmut Taudte seine nächsten Schritte. Hier gelang ihm 1985 mit dem DDR-Straßenvierer bei den „Jugendwettkämpfen der Freundschaft“ in Bulgarien der erste große internationale Erfolg. Getoppt wurde dieser 1987, als er Doppel-Juniorenweltmeister, im Einzel- und Mannschaftsrennen, auf der Straße wurde.

Sieger der Thüringen-Rundfahrt 1994
Im Jahr 1988 erfolgte der Wechsel in den Männerbereich. Hier fand sich Uslar in einer starken Erfurter Mannschaft um die Olympiasieger und Weltmeister Mario Kummer und Maik Landsmann wieder. Aber er konnte sich weiter steigern und gewann bei der letzten DDR-Rundfahrt 1989 die schwere Etappe „Rund um das Erzgebirge“. Zur Wendezeit unterbrach Steffen Uslar seine Sportkarriere für zwei Jahre, in denen er die Installateurs-Lehre abschloss sowie eine Ausbildung zum Rehabilitations- und Fitness-Trainer absolvierte. Dabei ließ er das Rennrad jedoch nie ´in der Ecke stehen´. 1991 trat er dem neu entstandenen Rad-Team des TSV Erfurt um Trainer Jürgen Gempe bei und startete fortan u.a. mit Uwe Peschel, Maik Landsmann und Jörg Werner in der Rad-Bundesliga. Bei der Internationalen Thüringen-Rundfahrt, die von 1975 bis 2013 stattfand und in den Neunzigern noch als Elite-Rennen ausgetragen wurde, belegte Steffen Uslar 1993 den dritten Platz. Noch besser lief es im Jahr darauf, als er mit der letzten Etappe auch die Gesamtwertung der längsten, je gefahrenen Thüringen-Tour über insgesamt 1.000 Kilometer gewann. Mit dem dritten Rang bei der Bergwertung der Griechenland-Rundfahrt beendete Uslar 1998 seine aktive Laufbahn.

Nach 15 Jahren im Reha-Sport zurück zum Radsport
Anschließend arbeitete er im Verein „Reha-Sport-Bildung“ in Elxleben als Reha- und Fitnesstrainer. Ab dem Jahr 2002 wurde Steffen Uslar auf Initiative des damaligen Landestrainers Manfred Wandersleb auch wieder als ehrenamtlicher Trainer im Nachwuchsbereich des RSC Turbine Erfurt aktiv. Die Ausbildung zum A-Trainer erfolgte parallel dazu. Als 2013 im Thüringer Radsport neue Strukturen geschaffen wurden und die Stelle als Stützpunkttrainer ausgeschrieben wurde, musste Uslar nicht lange überlegen. Seit dem zeichnet der in Werningshausen wohnende Familienvater für die Ausbildung der jungen Damen der U17 und U19 verantwortlich. Seien Philosophie beschreibt der Trainer dabei so: „Ich versuche, dass sich jede Sportlerin in ihren Möglichkeiten und Bedingungen entwickeln kann und wir gemeinsam das Beste rausholen. Meine Sportler müssen selbst das große Ganze sehen und erkennen, dass wer erfolgreich sein will, hart dafür arbeiten muss. Das zeige ich ihnen auf und versuche, entsprechende Angebote zu machen.“ Dabei können Franzi, Cassandra, Lara, Tasia, Helene, Anna-Maria, Tanja, Isabel und Miriam vor allem auch vom umfangreichen Erfahrungsschatz ihres Coaches als Spitzensportler profitieren. Er kann ihnen Wissen über körperliche Belastung und taktisch kluges Verhalten im Wettkampf vermitteln. Das ist authentisch und kommt an. „Die Mädels sind leistungsbereit und trainingsfleißig.“ lobt Uslar seine Trainingsgruppe und weiter: „Man muss sich aber auch auf die Sportler und ihre Entwicklung in heutiger Zeit einlassen. Vieles ist mit meiner aktiven Zeit natürlich überhaupt nicht vergleichbar. Deshalb müssen auch wir Trainer uns in Umgang und Methodik weiterentwickeln.“

2019 - Erfolgreichste Saison
Dies scheint dem Stützpunkttrainer ganz gut zu gelingen. Im vergangenen Jahr erreichten seine Sportler die bislang besten Ergebnisse. Friedericke Stern gewann bei der Jugend-Europameisterschaft Bronze in der 4.000m-Mannschaftsverfolgung und wurde Zehnte in der Einzelverfolgung. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft erreichte sie mit der deutschen Mannschaft Platz sieben. Zudem sprangen für die Trainingsgruppe insgesamt vier nationale Titel im Nachwuchs heraus: Friedericke Stern wurde Deutsche Straßen-Meisterin der U19, die weibliche Thüringer U19-Mannschaft mit (Stern, Müller, Mäder, Leonhardt) gewann die Mannschaftsverfolgung, Franzi Arendt wurde mit deutschem Rekord U17-Meisterin in der Einzelverfolgung und im Omnium (Anm. d. Red.: Mehrkampfdisziplin auf der Bahn, bestehend aus verschiedenen Massenrennen). Außerdem gewann Arendt die Bundes-Jugend-Sichtung ihres Altersbereiches, eine Gesamtwertung verschiedener Wettbewerbe der Saison.

Auch in Zukunft möchte Steffen Uslar, in enger Zusammenarbeit mit seinen Trainerkollegen im „Super Trainerteam“ (Zitat Uslar) des Thüringer Radsportverbandes, Talente bei Junioren-Welt- und Europameisterschaften an den Start bringen. Dabei wird er auch seine Denkweise und innere Einstellung in seiner freundlich-lockeren Art vermitteln: „Nie aufgeben. Wer am Boden liegt, muss wieder aufstehen!“

Thomas Recknagel

Steffen Uslar beim Training der Mädchen auf der Radrennbahn Andreasried in Erfurt.


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