"Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes nimmt ab"

Im Rahmen einer Anhörung im Thüringer Landtag hat der Landessportbund erneut gefordert, dass der Schutz und die Förderung des Ehrenamtes als Staatsziel in die Thüringer Verfassung aufgenommen werden. Der Sport ist der mit Abstand größte Engagementbereich in Thüringen. Ziel ist es, das ehrenamtliche und freiwillige Engagement für den organisierten Sport zu sichern und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dazu bedarf es der politischen Unterstützung.

„Wir merken zunehmend, dass die Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes im Sport geringer wird, gerade in den Vorstands- und Leitungsfunktionen der Sportvereine“, verwies LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel in seinem Antrag auf den kontinuierlichen Rückgang. Noch kann dieser kompensiert werden, indem Ehrenamtliche weitere Aufgaben übernehmen oder sich zeitlich mehr engagieren. „Doch dies darf kein Dauerzustand sein, die Belastungsgrenzen sind erreicht, zum Teil bereits überschritten.“

Mit der Verankerung des Ehrenamts als Staatsziel in der Thüringer Verfassung verbindet der LSB, dass sich die Wertschätzung in der Gesellschaft erhöht und das Bewusstsein der Politik geschärft wird, um das Ehrenamt durch entsprechende Gesetze zu stärken bzw. dessen Tätigkeit zu erleichtern. „Wir knüpfen unsere Erwartungen auch daran, dass bei allen zukünftigen Gesetzesvorhaben überprüft wird, welche Auswirkungen sie auf das Ehrenamt haben.“ Schon jetzt bremsen gesetzliche Vorgaben, bürokratische Hürden und eine oftmals auf Kurzfristigkeit ausgelegte Förderpraxis Ehrenamtliche in ihrem Wirken aus. Eine Rolle spielt auch die finanzielle Unterstützung der Ehrenamtlichen selbst, etwa durch Aufwandsentschädigungen, Anerkennungshonorare oder steuerliche Erleichterungen. So appellierte Hügel an die Abgeordneten: „Uns muss allen klar sein, dass es Ehrenamtlichkeit nicht umsonst gibt.“ Auch in der Corona-Krise verdeutlicht sich, welchen immensen Anteil das Ehrenamt daran hat, dass Vereine Sporttreiben unter Infektionsschutzmaßnahmen überhaupt ermöglichen.  

Jeder Zehnte der ab 14-Jährigen ist derzeit ehrenamtlich im Sport tätig. Rund 60.000 Thüringer sind in den 3.384 Sportvereinen des Freistaats ehrenamtlich engagiert. Davon übernehmen rund 25.000 ein Amt im Vorstand, rund 21.000 sind als Trainer oder Übungsleiter freiwillig engagiert, ca. 10.000 sind als Kampf- und Schiedsrichter tätig und viele Tausend als Helfer bei Sportveranstaltungen oder der Sportstättenpflege etc. im Einsatz. Dieses ehrenamtliche und freiwillige Engagement in den Thüringer Sportvereinen entspricht einer Wertschöpfung von rund 150 Millionen Euro im Jahr.

Hintergrund:

Der Landessportbund Thüringen hat 2019 gemeinsam mit dem Thüringer Feuerwehr-Verband die Initiative „Aufnahme von Schutz und Förderung des Ehrenamts als Staatsziel in die Thüringer Verfassung“ auf den Weg gebracht, aktuell läuft das Anhörungsverfahren des Verfassungsausschusses des Thüringer Landtags.

„Wir knüpfen unsere Erwartungen auch daran, dass bei allen Gesetzesvorhaben überprüft wird, welche Auswirkungen sie auf das Ehrenamt haben.“, so LSB-Präsident Hügel im Rahmen der Anhörung. Foto: imago images


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