Sportverein und Schule – zehn unschlagbare Teams geehrt

Der Kinder- und Jugendsportpreis des Thüringer Sports, jährlich ausgerufen vom Landessportbund und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, geht 2020 an zehn zukunftsweisende Kooperationen von Sportvereinen mit Grund-, Gemeinschafts- oder Regelschulen. Gesucht waren wieder tolle Partnerschaften mit Angeboten für den Altersbereich bis 14 Jahre, um den Schülern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten, deren Interesse für eine lebensbegleitende sportliche Betätigung zu wecken und neue Mitglieder für die Vereine zu gewinnen. Die Preisträger teilen sich ein Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro.

„Kooperationen von Schulen und Vereinen bringen allen beteiligten Partnern nur Gewinne“, erklärt LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel den Hintergrund des Preises. „Die Angebote durch die Sportvereine innerhalb oder nach dem Unterricht ermöglichen Schülern den Zugang zu einem aktiven Lebensstil, denn zwei Stunden Schulsport pro Woche reichen nicht aus, um den Bewegungsmangel im Alltag auszugleichen. Zugleich können Ganztagsschulen ihr Programm qualitativ aufwerten. Vereine finden neue Mitglieder und Talente. Und Eltern wissen ihre Kinder gut versorgt.“

Gemeinsames Ziel der Ausrichter ist es dem steigenden Bewegungsmangel durch interessante Angebote entgegenzuwirken und mehr Kindern den Weg in die Thüringer Sportvereine zu ebnen. So zeigen, die von einer Jury ausgewählten Preisträger, wie die Kooperation zwischen einer Schule und einem regionalen Sportverein zusätzliche Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für Kinder ermöglicht - mit qualifizierten Übungsleitern und wechselnden Sportangeboten. Aktuell sind 46 Prozent der sieben- bis 14-jährigen Kinder in Thüringen Mitglied im Sportverein. 

Um diese Angebote zu ermöglichen ist zusätzliches Engagement gefragt – bei Lehrern sowie Übungsleitern.
Die Schulen unterstützen Vereine bei der Organisation und Umsetzung, stellen Sportstätten zur Verfügung, gemeinsam werden Übungsleiter motiviert oder gemeinsam Veranstaltungen geplant. Das sportliche Netzwerk bündelt Kapazitäten.

Die sechsköpfige Jury war 2020 wieder prominent besetzt, u.a. mit der ehemaligen Rennrodlerin und Olympiasiegerin Tatjana Hüfner, Kai Röckert als ehemaligem Weltklasse-Triathleten und heutigem Sportlehrer sowie LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel.

Die Partnerschaften erhalten je 800 Euro als Anerkennung und als Dankeschön für ihre Vorbildwirkung. 21 weitere Bewerber erhalten je 100 Euro. Coronabedingt entfällt die zentrale Preisverleihung, die Übergabe findet daher dezentral vor Ort statt und beginnt im Oktober.

Infos zu den Preisträgern:

TTC HS Schwarza - Staatliche Regelschule Schwarza; Staatliche Grundschule Benshausen 

Der Tischtennisverein HS Schwarza gewinnt durch die Kooperationstätigkeit Schule-Sportverein zielgerichtet Kinder für ein lebenslanges Sporttreiben. Im Rahmen der Nachwuchsgewinnung nimmt die Kooperationsarbeit mit den Kitas und Schulen der Region in der Vorstandsarbeit eine wichtige Stellung ein. Deshalb arbeitet der Verein nach einem Pädagogischen Konzept. Regelmäßig wird der Stand analysiert und Maßnahmen zur Verbesserung festgelegt. Das betrifft insbesondere die Festlegung der Zielstellungen gemeinsam mit den Schulen, die finanzielle Absicherung und den Einsatz von gut ausgebildeten Übungsleitern. Besondere Beachtung gilt dem Projekt der Gewinnung von Mädchen. Sehr individuell, auf die Schüler bezogen, ist die Zusammenarbeit der Übungsleiter mit den Klassenlehrern bezüglich der Weiterentwicklung. Dies kann besonders gut dadurch gesteuert werden, da ein Übungsleiter gleichzeitig als Sportlehrer an der Schule tätig ist. Entwicklungsprobleme können so gemeinsam über Klassenlehrer und Eltern geklärt werden. Die sportlichen Angebote gehen in Richtung Breitensport, Integration, leistungsschwächere Schüler, aber auch Richtung Vorbereitung eines leistungssportlichen Trainings. Besonders positiv wirkt sich aus, dass Übungs-und Trainingsangebote über den Kindergarten, weiter über die Grundschule bis hin zur Oberschule Schwarza gewährleistet sind. Viele Kinder und Jugendliche, die in den vergangenen Jahren in den AG‘s Sport getrieben haben, sind heute noch aktiv, besonders in der Sportart Tischtennis.

TSV Gahma - Grundschule „Lichtblicke" Ruppersdorf

Der TSV Gahma kooperiert mit einer Grundschule und einem Kindergarten. Diese Kooperation ist mehrere Jahrzehnte alt und erfindet sich immer wieder neu. Aktuell wird, neben dem Angebot für Volleyball und Fußball, ein auf kleinere Kinder ausgerichtetes Förderprogramm durchgeführt. Seit mehr als einem Jahr ist ein regional einmaliges Projekt entstanden, welches auf Motorik, Ausdauer und Koordination von Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren eingeht und ihren Kern in der Psychologie der Kindesentwicklung hat. Zwei staatlich geprüfte Pädagogen, welche tagtäglich mit Kindern zu tun haben, haben eine Weiterbildung für dieses Spektrum absolviert. Mit der C-Lizenz im Breitensport des DOSB ist auch die sportliche Qualifikation gewährleistet. Highlight dieses Projektes ist, dass bis zu 40 Kinder an zwei Tagen kostenfrei teilnehmen können, womit auch sozial schwache Familien nicht benachteiligt werden. Alle Kosten hierzu übernimmt der TSV Gahma.

Hochschulsportverein (HSV) Weimar - Grundschule Legefeld 

Alles fing mit der Handball-AG an, die zwei Jahre lang angeboten wurde. 2010 entwickelte sich daraus die Ballschul-AG, die bis heute existiert. Ab 2014 bot der HSV neben der Ballschule auch Gerätturnen an, geleitet von einer Übungsleiterin des Vereins. Die Gruppe ist mit 18 Kindern sehr gut angenommen, mehrere Kinder sind bereits Mitglieder geworden. Da die Schule etwas abseits von Weimar liegt, ist es schwierig die Kinder/Eltern für den Sportverein zu begeistern, da die Kinder abhängig von einem Fahrdienst sind. Ab 2014 übernahm der langjährige Trainer der 2. Männermannschaft, Knut Muhsold, die Ballschule. Er begann damals mit einer Gruppe, inzwischen erfreut sich die Ballschule so großer Beliebtheit, dass zwei Gruppen mit 14 Kindern der 1. und 2. Klasse und 17 Kinder der 3. und 4. Klasse teilnehmen.

SV "Ilmtal" Manebach - Grundschule Stützerbach 

Seit 1989 besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Verein und Schule. Alle zwei Wochen erfolgt eine Absprache zwischen der Schulleiterin und den Übungsleitern. So unterstützt der Verein die Schule bei der Ausrichtung von Sportfesten, der Aktion „Stärkster Schüler“, Crossläufen oder den Schulmeisterschaften im Sommerrodeln auf der Rennschlittenbahn "Wolfram Fiedler" in Ilmenau. Die Wettkämpfe nutz der Verein zur Sichtung und Gewinnung von Teilnehmern für die zweimal in der Woche stattfindenden AG‘s - in enger Absprache mit dem Hort. Es erfolgt eine Übernahme der besten in den Verein und deren weitere Förderung bis zur Aufnahme an das Sportgymnasium Oberhof. So konnte in den vergangenen zwei Jahren jeweils eine Sportlerin delegiert werden. Zur AG gehört auch das Abholen der Kinder vom Hort, der Transport mit dem Kleinbus zu den Sportanlagen und das anschließende nach Hause bringen.

SG Blau-Gelb Görsbach - Grundschule Görsbach

2018 ist die Partnerschaft mit dem Angebot einer Tanz-und Turngruppe für die Schüler der Grundschule gestartet. Mittlerweile sind 45 Kinder aktiv und mit Spaß dabei. Im Vorschulsport sind 29 Kinder gemeldet, so dass durch die hohe Nachfrage zwei Gruppen entstanden sind. Im Fußball wird aktuell ein Schnuppertraining angeboten mit dem Ziel wieder eine Nachwuchs-Mannschaft stellen zu können. Diese Nachwuchsarbeit ist nur möglich durch die Unterstützung des KSB Nordhausen und der Ausbildung zehn neuer Übungsleiter. Weitere ehrenamtliche freiwillige Helfer stehen dem Verein zur Seite. In einer Sportwoche wurden eine Kinderolympiade, Tischtennismeisterschaft, Turnerolympiade, ein Schachcamp und die Abnahme des Tischtennis-Sportabzeichens organisiert. Dazu kommen Ferienangebote, Fahrradcamps oder Basteltage und Kinderfeste.

VfB TM Mühlhausen 09 - Margarethenschule, Nikolaischule, Martinischule, Grundschule Ammern und Evangelische Grundschule Mühlhausen

Seit 18 Jahren bietet der Verein für interessierte Grundschüler in Mühlhausen Handball-AG´s an. Was klein begann, hat sich zu einem festen Bestandteil der Nachmittags- und Hortgestaltung an fünf Schulen entwickelt. Dies nicht zuletzt aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Schulleitungen, den Hortbetreuungen und den Verantwortlichen des Vereins. Geleitet wird das AG-Projekt durch ein Vorstandsmitglied und den Jugendkoordinator bzw. einen FSJ‘ler. An den Schulen wird wöchentlich nachmittags eine Handball-AG angeboten, die in der Regel von je ca. 20 Kindern mit Begeisterung besucht wird. Die Durchführung obliegt dem FSJ‘ler und erfolgt inhaltlich in Absprache mit den lizenzierten Jugendtrainern. Alle zur Durchführung erforderlichen Materialien werden vom Verein gestellt, so dass für die Eltern und Schulen kein finanzieller Aufwand besteht. Um den Kindern die Gelegenheit zu geben, das Erlernte den Eltern, Großeltern und Lehrern zu präsentieren, führt der Verein zweimal im Jahr ein Kinderfest durch. Alle teilnehmenden ca. 100 Kinder erhalten als Geschenk einen Gutschein für einen Therme-Besuch und die Schulen erhalten Bälle und Leibchen, damit der Handballsport auch im Sportunterricht Einzug halten kann. Dies gelingt regelmäßig, so dass der Verein eine E-Jugend mit ca. 15-20 Spielern stellen kann.

SV GutsMuths Jena - Staatliche Grundschule „Heinrich-Heine“  Jena

Seit 20 Jahren führt der Verein regelmäßiges wöchentliches Training mit den Grundschülern durch. Dazu gehört auch die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung von Wettbewerben wie dem Pokalturnier der Stadtmeisterschaften. Zusätzliches Talenttraining rundet die Kooperation ab. Wichtig ist dabei das Finden einer kompetenten Person auf Seiten des Vereins sowie der Schule, welche eng miteinander, kommunizieren und kooperieren.

Tischtennis-Club Großbreitenbach - Staatliche Grundschule Großbreitenbach

Das Tischtennistraining wird hier im Rahmen der Kooperation als Ergänzungsstunde der Grundschule durchgeführt. Im Rahmen der Ferienbetreuung werden zudem Sporttage durchgeführt. Auch die Schnupperkurse im Rahmen des Sportunterrichtes der Grundschule werden gut angenommen. Eine Arbeitsgemeinschaft Tischtennis in Verbindung mit der Gemeinschaftsschule besteht seit drei Jahren, gemeinsam werden Schulmeisterschaften durchgeführt. Im Bereich Inklusion sind aktuell zwei Jugendliche mit Handicap in den Trainingsbetrieb im Kinder- und Jugendbereich integriert.

Reha-Sport-Bildung - Körperbehindertenschule Erfurt

Workshops und Projektarbeit in Schulen ermöglichen dem Verein eine neue Sichtweise im Umgang mit Behinderung aufzuzeigen. Die aus dieser Projektarbeit entstandenen sportspezifischen Interessen von Kindern mit Behinderungen aufnehmend, wurden zusätzliche Sportangebote im Landessportzentrum geschaffen. Kinder werden beispielsweise an zwei Tagen in der Woche aus Gotha, Weimar, Sömmerda, Arnstadt und Erfurt in ihren Schulen durch den Verein zum Training abgeholt und mit Hilfe der Elterninitiative wieder nach Hause gebracht. Dazu wurden zwei behindertengerechte Fahrzeuge angeschafft.

FSV Ilmtal Zottelstedt – Grundschule G. E. Lessing Apolda

„Sport verbindet“ – unter diesem Motto steht die Kooperation zwischen dem FSV Ilmtal Zottelstedt und der Grundschule „Gotthold Ephraim Lessing“ Apolda. Die gemeinsam angebotenen AG´s im Fußball, Tanzen und Allgemeinsport im Leistungs- sowie Breitensportbereich gehören mittlerweile zum festen Schul- und Vereinsalltag der beiden Kooperationspartner. Doch nicht nur im Rahmen der Sportangebote haben beide Partner viele Gemeinsamkeiten. Seit 1993 integriert die Schule Kinder mit Migrationshintergrund, der Verein ist anerkannter Stützpunktverein auf diesem Gebiet. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der gemeinsamen Aktivitäten und deren Teilnehmer wider. Kinder mit unterschiedlichen Nationalitäten treiben gemeinsam Sport. Als offene integrative Ganztagsschule integriert die Schule Menschen mit Handicaps. Seit zwei Jahren wird in die Kooperation der Kindergarten Regenbogenhaus integriert. Dieser bekam Sportgeräte zur Verfügung gestellt, kann wöchentlich die Sportanlagen der Schule nutzen, und beteiligt sich an mindestens zwei gemeinsamen Sporthöhepunkten. Hinzu kommt, dass alle drei Hauptakteure beim gemeinsamen Familiensportfest mit dem Kreissportbund Weimarer Land sind. Für die Qualifizierung im theoretischen und praktischen Ausbildungsbereich stellt die Schule allen Beteiligten die entsprechenden Räumlichkeiten zur Verfügung. Durch die Sport-AG´s konnten 43 Kinder als neue Mitglieder gewonnen werden.

Der TTC HS Schwarza und die Staatliche Regelschule erhielten als erste Kooperation den Preis überreicht, u.a. aus den Händen von Ministerpräsident Bodo Ramelow.

Um den Ballsport geht es bei der Kooperation des TSV Gahma mit der Grundschule "Lichtblicke" in Ruppersdorf. Die Ehrung fand am 13. Oktober statt. Fotos: LSB


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