Licht und Schatten: LSB und Landesregierung arbeiten gemeinsam Doping der ehemaligen DDR auf

LSB und Staatskanzlei veröffentlichen gemeinsame Broschüre zum Doping in der ehemaligen DDR vor und vergeben Forschungsauftrag zur Aufarbeitung

Licht und Schatten – dieses Wechselspiel existiert natürlich auch im Sport. So liegt der Schatten des Dopings über so manchem Ergebnis und so mancher Medaille der Vergangenheit. Die Thüringer Landesregierung setzt sich seit 2014 verstärkt für die Aufarbeitung von SED-Unrecht ein und widmet sich in diesem Zusammenhang auch dem Thema Doping in der DDR. Gemeinsam mit dem Landessportbund Thüringen (LSB) ist neben der historischen Auseinandersetzung die Entschädigung von Opfern und Betroffenen ein wichtiges Anliegen. So hat der LSB mit der Schaffung einer Beratungsstelle für Doping-Opfer und Betroffene einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung geleistet, denn auch heute noch ist Sensibilisierung und Aufklärung zum Thema Doping unabdingbar.

Ein Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von LSB und Thüringer Staatskanzlei bei der Betreuung der Betroffenen vom Doping im Leistungssport der ehemaligen DDR war ein im August 2019 an der Landessportschule in Bad Blankenburg durchgeführtes Symposium, an dem betroffene Athletinnen und Athleten sowie Medizinerinnen und Mediziner teilnahmen. Die nun veröffentlichte Dokumentation „Gemeinsam aus dem Schatten ins Licht: Doping und seine Folgen – Einsatz leistungssteigernder Mittel im Leistungssport der ehemaligen DDR und dessen Auswirkungen“ entstand im Nachgang dieser Tagung. „Die Probleme der Betroffenen bei der Antragstellung nach dem Opferentschädigungsgesetz sind vielschichtig. Allein schon den richtigen  Ansprechpartner zu finden, ist sehr schwierig. Beide Seiten haben wir in einer Veranstaltung zusammengebracht“, so LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel. 

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hebt die Bedeutung der Doping-Aufarbeitung hervor: „Thüringen war und ist ein Zentrum des Hochleistungssports. Ein Großteil der hier trainierenden Sportlerinnen und Sportler wurde in der DDR im staatlichen Auftrag systematisch gedopt. Heute sind viele dieser Menschen von gravierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen. Das Zwangsdoping war eine Gewalttat. Die dadurch entstandenen Schäden wurden teilweise erst Jahre später deutlich. Heute stehen Betroffene bei der Durchsetzung von Entschädigungsansprüchen daher vor teils hohen Hürden. Die Thüringer Landesregierung hilft dabei, diese zu überwinden.“

So berichteten zum Symposium Wissenschaftler, Mediziner, Mitarbeiterinnen von Beratungsstellen und dem Thüringer Landesarchiv über ihre Arbeit und traten mit Betroffenen und der Politik in einen direkten Dialog. Die Resonanz war laut Prof. Dr. Stefan Hügel so positiv, „dass wir uns gemeinsam mit der Staatskanzlei im Nachgang entschlossen, diese Broschüre aufzulegen, die Betroffenen, aber auch jedem an diesem Thema Interessierten, eine Orientierung oder auch Kontaktdaten von Anlaufstellen geben soll.“

Mit der heutigen Kooperationsvereinbarung zwischen LSB und Staatskanzlei geht die wissenschaftliche Aufarbeitung weiter. Es geht u.a. um die Auswertung von Ermittlungsakten der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV-Verfahren) durch Dr. Jutta Braun und Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte. Ziel sind Handreichungen für die Fallbearbeitung in der Verwaltung, aber auch ein differenzierter historischer Blick auf die Situationen der einzelnen Sportler*innen und Trainer*innen. Die Ergebnisse dieser neuen Studie werden Ende 2022 erwartet. Neben dem rein wissenschaftlichen Aspekt, soll ein Leitfaden für die Verwaltung und Ärzteschaft als Orientierung für die Anerkennung von Gesundheitsschäden auf der Grundlage wichtiger Erkenntnisse aus der Quellenrecherche für die Praxis entstehen. Der LSB Präsident Prof Hügel ist sich bewusst: „Vielleicht wird uns nicht alles gefallen, was die Studie zu Tage bringt. Wie ich schon an anderer Stelle gesagt habe: Dass es kein leichter Weg ist, ist uns bewusst – gehen werden wir ihn trotzdem.“ 

Finanziert wird der Forschungsauftrag mit 25.000 Euro durch das Land sowie jeweils 10.000 Euro vom LSB Thüringen und dem Deutschen Olympischen Sportbund.

Anlässlich einer Pressekonferenz der Thüringer Staatskanzlei am 17. November stellten Ministerpräsident Bodo Ramelow und LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel die gemeinsame Broschüre vor.

Die Broschüre kann beim LSB angefordert werden.

Bodo Ramelow beim Lesen in der Broschüre. Fotos: LSB


Unsere Partner