Im Achterbahnmodus: LSB blickt auf außergewöhnliches Sportjahr 2020 zurück

Es liegt ein schwieriges Sportjahr 2020 hinter den 365.398 Mitgliedern der 3.384 Thüringer Sportvereine. Aktuell befindet sich der Thüringer Sportbetrieb erneut im Stillstand, nur wenige Ausnahmen ermöglichen einen Trainings- und Wettkampfbetrieb. Und die Perspektiven nach den vorerst bis zum 10. Januar 2021 gültigen Sondermaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus` sind weiterhin ungewiss. Positiv stimmen die erfolgreich umgesetzten Schwerpunktaufgaben im Jahresverlauf.

Die Pandemie und deren Auswirkungen waren auch im Sport das beherrschende Thema. Stets schwierig stellte sich der zu meisternde Spagat zwischen Gesundheitsprävention, einem verantwortungsvollen Handeln zum Schutz der Vereinsmitglieder und Übungsleiter sowie dem Recht der Mitglieder auf Sport und Bewegung dar. Seit März gleicht der Sportbetrieb einer Achterbahnfahrt.

Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel weiß, dass weiterhin Geduld und Solidarität gefragt sind. Dabei sind schon jetzt „die gesundheitlichen Konsequenzen der wochenlangen Inaktivität der Bevölkerung noch gar nicht absehbar“. Individuelles Sporttreiben stellt keinen gleichwertigen Ersatz für die wertvollen sozialen und gesundheitlichen Wirkungen des gemeinschaftlichen Sporttreibens im Verein dar. „Ebenso werden Auswirkungen in anderen Bereichen des Sports erst zeitversetzt zu spüren sein.“ Die aktuelle Mitgliederbestandserhebung läuft gerade, das Ergebnis liegt im Februar 2021 vor. Durch Corona werden keine neuen Mitglieder zu verzeichnen sein, vielmehr geht es um die Hoffnung, dass sich möglichst wenige Thüringer sich im Verein abgemeldet haben und die Zahlen stabil bleiben.

300 Sportvereine beantragten Soforthilfen

Ein Kompensation für finanzielle Einbußen sind die verschiedensten finanziellen Unterstützungen. Vom Soforthilfeprogramm des Landes für gemeinnützige Unternehmen und Organisationen im März profitierten bisher knapp 300 Vereine mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Millionen Euro. Die 600.000-Euro-Landesmittel aus dem „Sonderfonds für Vereine in Not“ der Thüringer Ehrenamtsstiftung waren bereits frühzeitig erschöpft, ein Großteil der Anträge (100) stammt aus dem Bereich des Sports. Auch für die Vereine im Profispielbetrieb gab es ein Programm. Die weiteren Bundeshilfen, etwa Überbrückungshilfen sowie Novemberhilfen, richten sich an wirtschaftlich aktive Sportvereine. Deshalb setzt sich der LSB für eine weitere Unterstützung durch die Landesregierung zugunsten der gemeinnützigen Breitensportvereine ein, damit auch diese die Sportstrukturen diese Krise gut überstehen. Auch für 2021 gibt es die positive Botschaft, dass die Corona-Unterstützungsprogramme weiter laufen. 

Optimistisch stimmen den organisierten Sport zudem die aktuellen Haushaltsbeschlüsse der Landesregierung. So soll erstmals ein Etat in Höhe von drei Millionen zur Anschaffung von mobilen Sportgeräten für Sportvereine eingestellt werden. Details zur Vergabe sind noch offen. Erhöht wird zudem das Budget zur Förderung von Sportstätten um zwei Millionen Euro. Hier sucht der LSB das Gespräch mit dem Sportministerium, um eine Erhöhung der Mittel im gemeinsamen Projekt „Sanierung vereinseigener Sportstätten“ zu erhalten. Diese ist notwendig aufgrund der Steigerung der LSB-Förderung von 40 auf 60 Prozent sowie wiederholt steigender Nachfrage. Erst im Oktober 2020 erfolgte eine kurzfristige Aufstockung des Etats um 62.000 Euro auf insgesamt 962.000 Euro seitens des Ministeriums. Damit erhielten 38 Vereine finanzielle Hilfe.

Auswirkungen der Pandemie - LSB befragt Vereine im Januar

Ob diese Programme zum Ausgleich für die Vereine ausreichen, wird sich zeigen. Um exakte Zahlen vorweisen zu können und somit aussagefähig gegenüber der Politik zu sein, ob und in welcher Höhe sich die Schäden – auch immateriell - pandemiebedingt darstellen, unterstützt der LSB Thüringen eine Vereinsumfrage. Die Online-Studie, durchgeführt von der Universität Mainz im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, startet am 6. Januar 2021. „Wir sehen hier ganz klar die Chance,  zielgenauer und gesichert finanzielle Hilfen einzuwerben und im Sinne der Vereine auch Schwerpunkte bei den eigenen Beratungs- und Unterstützungsleistungen zu setzen“, setzt LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel auf eine hohe Teilnahme der Vereine sowie Sport- und Fachverbände.

LSB-Haushalt 2021 beschlossen

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr konnte die jährliche Mitgliederversammlung des Landessportbundes Thüringen aufgrund der beschränkenden Corona-Maßnahmen nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden. Es war ein Novum in der 30-jährigen Geschichte. Die Zustimmung zum LSB-Haushalt 2021, der rund 23,9 Millionen Euro beträgt, erfolgte in einem schriftlichen Umlaufverfahren. Der Großteil der Förderung in Höhe von 9,58 Millionen Euro stammt aus den vereinnahmten Spieleinsätzen von Lotto Thüringen.

Schwerpunkte 2020 umgesetzt

Es gab auch Aktivitäten jenseits von Corona, um den Thüringer Sport zu stärken und  die selbst gesetzten Schwerpunkte für das Jahr 2020 umzusetzen. Dazu zählte die Sicherung des Ehrenamts in einer gemeinsamen Initiative mit dem Thüringer Feuerwehr-Verband, um dessen Förderung als Staatsziel in die Thüringer Verfassung aufzunehmen sowie Maßnahmen zur stärkeren Unterstützung zu ergreifen, wie etwa steuerliche Vergünstigungen und Entbürokratisierung. Mit einem Gesetzesentwurf und der Stellungnahme des LSB-Präsidenten Prof. Dr. Stefan Hügel im Thüringer Landtag wurde ein wichtiger Schritt getan. Hügel appellierte an die Landtagsmitglieder: „Wir merken zunehmend, dass die Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes im Sport geringer wird, die Belastungsgrenzen sind erreicht, zum Teil bereits überschritten und es muss klar sein, dass es Ehrenamtlichkeit nicht umsonst gibt.“ Die Wertschöpfung durch die rund 60.000 Ehrenamtlichen im Thüringer Sport liegt jährlich bei 143 Millionen Euro und wäre bei einem Wegfall nicht durch öffentliche Gelder zu kompensieren.

Zudem wollte sich der LSB verstärkt dafür einsetzen, dem Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken. So konnten im aktuellen Schuljahr, trotz zeitweise geschlossener Schulen, an dem Programm „bewegte Kinder = gesündere Kinder“ 230 teilnehmende Grundschulen aus allen Städten und Landkreisen verzeichnet werden - so viele wie noch nie. Die Landesregierung hat im Haushalt für 2021 Fördermittel in Höhe von 350.000 Euro für eine umfassende Fortsetzung gemeinsam mit der Universität Jena eingestellt.

Nachdenklich stimmt weiterhin die Umsetzung des zum 1. Januar 2020 vollständig in Kraft getretenen Thüringer Sportfördergesetzes. Vor allem geht es um die seit längerem ausstehende Rechtsverordnung zur unentgeltlichen Nutzung von Sportanlagen. Hier waren noch inhaltliche Veränderungen notwendig, um Vereine von den Gebühren oder Betriebskostenumlagen zu befreien.. Die Rechtsverordnung soll nach Aussage vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport im ersten Quartal 2021 veröffentlicht werden.

Dank und Anerkennung

Ein wichtiges Anliegen ist es dem LSB Thüringen allen Mitgliedern und Mitgliedsorganisationen Dank und Anerkennung in einem schwierigen Jahr auszusprechen „für ihr verantwortungsbewusstes Handeln, ihre Disziplin bei der Umsetzung von Corona-Maßnahmen sowie ihr kreatives Engagement etwa im Bereich Onlinesport“. Der LSB wird weiterhin aktiv das Gespräch mit der Politik suchen, um trotz aller notwendiger Infektionsschutzmaßnahmen „für den Sport abgestimmte, sachgerechte und individuelle Lösungen“ im Blick zu behalten. Ziel ist es hoffentlich in einem Olympiajahr 2021 sportlich wieder durchzustarten.

Das Sportjahr 2020 startete dynamisch und wurde im März abrupt ausgebremst. Es folgten mehrere erneute Anläufe und dem Stillstand zum Jahresende. Foto: Horst Szuba/ Fromm-Fotopreis 2020


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