Handballerin Ines Heinemann: "Auch wir Frauen können Großes erreichen!"

Ines Heinemann ist ein ehrenamtliches Universal-Genie. Seit vielen Jahren kümmert sich die 41-Jährige vom SV Fortuna Großschwabhausen neben ihrer Arbeit als Elektronikfacharbeiterin in Jena um die Organisation der Spielgemeinschaft mit dem HSV Apolda, ist Spielerin, war Trainerin und begleitet zahlreiche weitere Funktionen im Verein. Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März sprachen wir mit der zweifachen Familienmutter über ihr ehrenamtliches Engagement, Zeit-Management und die teils fehlende Anerkennung für weibliche Leistungen im Sport.

Stellvertretende Abteilungsleiterin, Trainerin, Kassenwartin in der Abteilung Handball – dazu selbst noch Spielerin und für die Organisation an Heimspieltagen verantwortlich: wie bekommen Sie all das denn unter einen Hut?
Ihr seid nicht die Ersten, die fragen. Gute Planung ist da sehr hilfreich. Termine landen frühzeitig im Kalender, damit kann ich dann besser meine Zeit für andere Dinge einteilen. Was ich gleich erledigen kann, wird sofort gemacht. Eine Riesenstütze ist bei allem mein Mann. Ohne seine Hilfe würde ich oft selbst nicht zum Training gehen können, weil die Zeit sonst fehlen würde. Unsere gesamte Familie ist im Handball aktiv. Mein Mann spielt in der 4. Liga in Apolda, die ältere Tochter wie ich in Großschwabhausen und unsere jüngere Tochter beim Thüringer HC in Erfurt, da kommen dann noch die Fahrten zum Training in die Landeshauptstadt Erfurt dazu. Timing ist da ein ganz wichtiger Faktor. Wir machen uns donnerstags immer die Zeit-Planung für das anstehende Wochenende. An einem Heimspieltag gehe ich 8 Uhr morgens einkaufen, um die Versorgung zum Heimspiel sicherzustellen. Am Mittag bringe ich den Einkauf in die Halle, dann geht es an den Aufbau. An einem Spieltag zeigt der Schrittzähler schnell 25.000 bis 30.000 Schritte an. Abends geht es dann noch wenn sich die Möglichkeit ergibt nach Apolda, denn mein Mann möchte ja auch bei seinem Heimspiel angefeuert werden.

Wie sind Sie zum Handball und zur Ihren vielen Funktionen gekommen?
Den ersten Kontakt zum Handball hatte ich über meine Schulkameraden Anfang der 90er Jahre. Aus beruflichen und familiären Gründen hat es meinen Mann und mich mit unserer älteren Tochter 2004 nach Thüringen verschlagen. Im Verlauf unserer ersten beiden sportlichen Jahre in Großschwabhausen unterstützte ich damals schon in vielen Kleinigkeiten den damaligen Abteilungsleiter und lernte viel von ihm. Die vielen Funktionen haben sich im Laufe der folgenden Jahre einfach entwickelt. Ich mache das von Herzen gerne und bin zufrieden, wenn alles klappt und wir zufriedene Mitglieder, Trainer und Zuschauer haben. Da macht man einfach alles möglich, was geht. Einzig als Trainerin der C-Jugend und zweiten Damenmannschaft habe ich aufgehört. Die Ämter habe ich jeweils spontan begleitet, damit die Mannschaften erhalten bleiben, da die geplanten Trainer aus beruflichen Gründen kurz vor Saisonstart absagen mussten. Neben all meinen anderen Verpflichtungen war das eine ziemlich anstrengende Zeit und dann einfach zu viel. Im Sommer 2020 meldeten sich dann zum Glück zwei Trainer, die beide Teams übernehmen wollten. Damit konnte ich dann wieder mehr nur im Hintergrund agieren.

Gibt es Unterschiede zwischen Frauen- und Männerhandball?

Ja, leider. Es gibt immer wieder Situationen, in denen man deutlich merkt, dass einem als Frau weniger zugetraut wird, sei es sportlich oder im organisatorischen Bereich. Auch das Interesse am Frauen- beziehungsweise Mädchenhandball ist geringer als im männlichen Bereich. Zu Heimspielen der Frauen kommen vielleicht 15 Zuschauer, während die Halle bei den Männern deutlich voller ist. Warum dies so ist, keine Ahnung. Das ist leider eine Tatsache, nicht nur in unserem Verein.

Wie hat Corona Ihr Leben verändert?
Zu Beginn der Pandemie und zum Ende des ersten Lockdowns gab es zusätzlich viel Arbeit und Schweiß. Hygienekonzepte für den Trainings- und Spielbetrieb ausgerichtet auf unsere Halle mussten erstellt werden. Ich habe mit der Erstellung der Konzepte begonnen, um unserem gerade erst neu gewählten Abteilungsleiter die Arbeit etwas zu erleichtern. Aktuell haben wir unsere sportlichen Aktivitäten wie alle nach Hause verlegt. Wir machen zwei Mal pro Woche Online-Training. Unser Gästezimmer gleicht im Moment einem kleinen Fitnessstudio. Für mich persönlich ist es sehr ruhig geworden in den letzten Wochen. Es ist zwar Zeit zum Luftholen, aber mir fehlt tatsächlich genau dieser Stress, mit dem man eben etwas Gutes bewirken, anderen Stabilität geben und sich darüber freuen kann, wenn sich alles weiter entwickelt, gerade unsere Jugend. Da schwingt ein wenig Angst mit, dass wir durch Corona viele Schritte zurückgeworfen werden.

Was würden Sie jungen Sportlerinnen in der aktuellen Phase mit auf den Weg geben?
Gebt niemals auf! Glaubt an Euch und Eure Träume, egal welche das sind. Nicht nur Männer, sondern auch wir als schwaches Geschlecht können Großes erreichen.

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Was wünschen Sie dem Sport an diesem Tag?
Mehr Respekt und Achtung in allen Facetten unseres Lebens voreinander wäre mein Wunsch. Dazu gehört auch die Anerkennung der Leistungen von Frauen durch die Männer. Vor allem wünsche ich allen Sportlern, ob Einzel- oder Mannschaftssport, dass wir unseren Sport schnell wieder ausüben dürfen, egal welcher das ist.

Ines Heinemann wünscht sich mehr Anerkennung für Frauen. Foto: privat


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