Beim Auftakttermin in Suhl stand insbesondere die Nutzung der Turnhalle „Am Friedberg“ in direkter Nachbarschaft zur Suhler Erstaufnahmeeinrichtung im Fokus. Die Halle soll Ende 2021 geschlossen werden, da die Stadt Suhl die Nebenkosten nicht mehr tragen kann. Damit würde nicht nur für hiesige Sportvereine, sondern eben auch für die Integrationsarbeit des Stadtsportbundes Suhl um die regionale Fachkraft Marc Wünsche eine wichtige Sportstätte wegbrechen.
„Die Halle wird gebraucht. Steht die Halle nicht mehr zur Verfügung, gibt es auch kein Sportangebot mehr. Wir werden gemeinsam mit dem Landessportbund versuchen, eine Lösung zu finden“, stellte Adams in Aussicht und machte sich anschließend vor Ort von der unter erheblichem Sanierungsstau von fast 500.000 Euro leidenden Turnhalle selbst ein Bild. „Der Sport ist eine Möglichkeit, den Kopf freizubekommen und Bewegung ist wichtig gerade in einer Erstaufnahmeeinrichtung, in der viele Menschen unterschiedlicher Kulturen auf engem Raum zusammenkommen und so natürlich auch Konfliktpotential herrscht“, lobte Adams die wichtige Arbeit der regionalen Fachkräfte, die durch Mittel (rund 261.000 Euro) des Landesverwaltungsamts Thüringen finanziert werden.
Die zweite Station der Tour war beim SV 90 Niederkrossen, seit 2017 „Anerkannter Stützpunktverein“ im Bundesprogramm „Integration durch Sport“. Der SV 90 gründete eine eigene Cricket-Abteilung, die aktuell 16 Mitglieder umfasst und in diesem Jahr erstmals den Aufstieg in die Bundesliga schaffte.
„Cricket ist für die Jungs ein Stück Heimat, der ihnen Halt gibt“, so Bernd Bock, der als regionale Fachkraft „Integration durch Sport“ für Ostthüringen zuständig ist und die Cricket-Interessierten einst aus einer Gemeinschaftsunterkunft an den SV 90 Niederkrossen und den damaligen Vereinsvorsitzenden Bernd Lämmerzahl vermittelt hat. Für die Abteilung zuständig ist Lutfullah Kamran, vor einigen Jahren selbst aus Afghanistan geflüchtet. Nun bringt er sich ehrenamtlich beim SV 90 ein und hofft, dass die Mannschaft künftig besser ausgestattet werden kann – so kostet ein Set der Cricket-Ausrüstung etwa 1.000 Euro. Finanzielle Unterstützung kommt unter anderem vom Land Thüringen und vom BMI im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“.
Abschließend führte die Sporttour in die Landeshauptstadt zum Kampfsportverein Sparta BV, ebenfalls „Anerkannter Stützpunktverein“. Hier kann sich der Nachwuchs beim Boxen oder Kickboxen austoben. Dabei liegt Trainer André Izmajlov vor allem eins am Herzen: „Unser Ziel ist es, dass jedes interessierte Kind zu uns kommen kann, hohe Mitgliedsbeiträge sind da oftmals eine Hürde“. Der Verein hat seine Sportstätte in Erfurt Nord, hier treffen auch sozialschwächere und Familien mit Migrationshintergrund aufeinander. „Die Kids können jeden Tag zu uns kommen, neben den sportlichen Erfolgen dreht sich bei uns alles um ihre Integration.“ Die hohe Nachfrage bestätigt das Vereinskonzept, vor vier Jahren wurde eine größere Sportstätte benötigt. Den Umzug in den Sportkomplex in der Essener Straße unterstützte auch das Ministerium, etwa mit einer Förderung zur Anschaffung spezieller Bodenmatten. Demnächst soll ein kleiner Boxring folgen. Potential gibt es noch bei den weiblichen Mitgliedern. Zwar engagiert sich ehrenamtlich beim Sparta BV extra eine Trainerin für Frauen und Mädchen im Bereich Selbstverteidigung, aber die Nachfrage steigt nur allmählich. Beratend steht dem Verein Nikki Orlovic als regionale Fachkraft Integration beim Stadtsportbund Erfurt zur Seite. Die mehrfache Box-Weltmeisterin weiß um die Schwierigkeit Frauen in den Sport zu integrieren. „Frauen kommen zunächst nur zu weiblichen Trainern, daher wurde bei Sparta BV bereits eine wichtige Basis geschaffen um Vertrauen aufzubauen.“, ist sich Nikki Orlovic sicher, dass die Nachfrage bald steigt.
Zum Abschluss zog Trainer André Izmajlov dem Migrationsminister Dirk Adams die Boxhandschuhe an und zeigte kleine Tricks an den schweren Boxsäcken. Denn auch bei Sparta BV gilt: Sportgetrieben wird gemeinsam, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Im Vordergrund stehen stets das Miteinander, sportliches Fairplay und der Spaß an der gesunden Bewegung.