ThSV Eisenach gründet erste Thüringer Rollstuhl-Handballmannschaft

Bernd Fichtner trainiert im ThSV Eisenach die erste Thüringer Rollstuhl-Handballmannschaft. Diese wurde erst im Herbst 2021 im Beisein von Ministerpräsident Bodo Ramelow offiziell gegründet, doch das langfristige Ziel ist klar: "Wir wollen Deutscher Meister werden im Rollstuhl-Handball." In Eisenach wird Handball seit Jahrzehnten auf Bundesliga-Niveau trainiert.

Auch Bernd Fichtner ist erfahrener Handballer. In seinem früheren Leben auf zwei Beinen hat er für den TV Eitra und den ThSV Eisenach viele Bundesligaspiele bestritten. Dann wurde bei ihm Multiple Sklerose, eine Erkrankung des Zentralen Nervensystems, diagnostiziert. Seit einigen Jahren ist er selbst auf den Rollstuhl angewiesen. Aufgeben war für ihn keine Option. Nun lernt der 56-Jährige, wie man Handball im Rollstuhl spielt: „Es sind völlig neue Bewegungen, völlig neue Abläufe. Ich habe mir das nie so schwierig vorgestellt. Ich muss die Hände benutzen, um den Ball zu fangen, aber gleichzeitig, um den Rollstuhl zu bedienen. Das kann man nicht so von jetzt auf gleich erlernen, das braucht Zeit."

Das Team ist inklusiv. 18 Menschen mit und ohne Behinderung trainieren gemeinsam. Weitere Interessenten sind herzlich willkommen. Die sogenannten Fußgänger setzen sich fürs Spiel extra in den Rollstuhl. Spielerin Carolyn Mischke fühlt sich im Team gut aufgehoben: "Mit Bernd Fichtner haben wir einen Super-Captain, der alles in die Hand nimmt." Bei der Anschaffung von zehn neuen Sportrollstühlen unterstützen regionale Sponsoren den Verein. Gespielt wird auf einer normalen Handballfläche, lediglich das Tor wird auf 1,70 Meter (analog für E-Jugend-Spiele) verkleinert. Diese Rollstuhl-Handballmannschaft sieht der ThSV Eisenach als weiteren wichtigen Mosaikstein im Vereinsleben. Kein Training ohne Spiel. Werfen und fangen muss unter realen Bedingungen geübt werden. Wer zum Tor will, darf mit dem Rolli nicht zimperlich sein. Denn die Mannschaft mit dem Namen „Blue Lions“ hat Ziele, will an Turnieren teilnehmen.

Auch einen regelmäßigen Spielbetrieb strebt Bernd Fichtner voran: durch den Aufbau einer bundesweiten Liga. Aktuell gibt es in Hannover, Hagen und München Teams“, weiß Bernd Fichtner. Vor der Premiere war die Anspannung entsprechend groß. Mit Blick auf das bevorstehende Spiel gegen ein starkes Team aus Hannover gab es für Bernd Fichtner offene Fragen: "Wir sind auf einem guten Niveau. Aber ich kann überhaupt nicht einschätzen was passiert, wenn wir gegen ein anderes Team spielen."

So war der 1. Mai ein emotionaler Handballtag in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. Das Team „Blue Lions“ ThSV Eisenach traf auf die schon seit fünf Jahren aktive Mannschaft der RSG „Blue Bandits“ Hannover. Gespielt wird mit jeweils einem Torwart und fünf Feldspielern mit und ohne Beeinträchtigung. Über 200 ausgesprochen beifallsfreudige Zuschauer verfolgten die Partie über 2 x 20 Minuten, die einen unverhofften Ausgang nahm. „Ich kannte den Ehrgeiz unserer Spieler, aber dass sie schon so gut zusammenspielen, das hatte ich nicht erwartet“, zeigte sich Bernd Fichtner, der zudem für den THV als Referent Rollstuhlhandball/ Inklusion ehrenamtlich tätig ist, positiv überrascht. Sein Team siegte 16:12. „Wir standen defensiv gut, sind gut gerückt, das Zusammenspiel mit Torhüter Mika Walper klappte bestens“, freute sich Bernd Fichtner. Oftmals landeten die Gäste-Würfe aber auch neben dem Eisenacher Kasten. Mit Mika Walper im Tor sowie Carolyn Mischke, Marco Pompe, Peter Göllner und Jeremias Hartlep startend, gaben sie nach dem Treffer zum 1:0 die Führung nicht mehr aus der Hand. Alle zur Verfügung stehende 13 Eisenacher Rollstuhl-Handballer kamen zum Einsatz. Fortsetzung garantiert.

Thomas Levknecht/ Christian Roch

Interessenten melden sich bei:

Bernd Fichtner 
Tel. 015233928529 oder schriftlich

ThSV Eisenach e.V.
Sportpark 1
99817 Eisenach

Foto: T. Levknecht/ sportfotoseisenach


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